Nach fast zehnjährigen Planungen, vielen gescheiterten Verhandlungen und wieder zurückgezogenen Vergaben scheint der Weg nun geebnet: Der Großflughafen Berlin-Brandenburg soll privat gebaut und betrieben werden und ab 2008 in Betrieb gehen. Der Bund, die Bundesländer Berlin und Brandenburg sowie das Firmenkonsortium um Hochtief/IVG, dem der Flughafen Wien angehört, stellten am Donnerstag ein Eckpunktepapier vor. Bis Ende November soll der komplette Vertrag unterzeichnet sein.

Mit einem Volumen von fast drei Milliarden Euro ist es eines der größten Verkehrsprojekte in Europa. Es wäre der erste Großflughafen auf dem europäischen Kontinent, der privat gebaut und betrieben wird. Den bisherigen Vereinbarungen zufolge zahlt das Konsortium der öffentlichen Hand 290 Millionen Euro, baut den Flughafen und darf ihn dafür 99 Jahre lang betreiben und die Einnahmen behalten. Ab dem 51. Jahr fallen aber wieder Konzessionsgebühren für die Betreiber an. Die Kosten für die Verkehrsanbindung mit Schiene und Autobahn sowie Umsiedlungen von Anrainern in Höhe von rund 700 Millionen Euro zahlt im Gegenzug die öffentliche Hand.

Der Bund und die Länder haben den Preis vom ursprünglichen Angebot, das bei rund 100 Millionen Euro lag, auf 290 Millionen Euro hochgetrieben. Die Mittel werden in Raten überwiesen. In der Kalkulation enthalten sind auch Zuschüsse der Europäischen Union in dreistelliger Millionenhöhe, die aber noch nicht verbindlich sind.

Baukosten: Um die 1,7 Milliarden Euro

Dem Eckpunktepapier zufolge werden die reinen Baukosten zunächst auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt. Auf Drängen der öffentlichen Hand müssen drei Viertel der Bauaufträge ausgeschrieben werden. IVG und Hochtief als Konsortialführer erklärten, sie erwarteten sich von dem Projekt eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von 13,5 Prozent.

Dem Bieterkonsortium um Hochtief und IVG, die jeweils 26 Prozent an der Gesellschaft halten, gehören neben dem Wiener Flughafen noch vier weitere Unternehmen an: die Dorsch Consult, die französische Caisse des Dépots sowie die Flughafengesellschaften Fraport und die Bankgesellschaft Berlin, die wegen Finanzschwierigkeiten aber vermutlich ausscheiden wird.

Ob wie geplant der Baubeginn im Jahr 2004 erfolgen kann, hängt vom Ausgang diverser Gerichtsverfahren ab, die Anrainer angestrengt haben. Der geplante Großflughafen im Süden der deutschen Hauptstadt - 18 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt - soll die zentraler gelegenen Flughäfen Tempelhof und Tegel ersetzen. Derzeit zählen die Berliner Flughäfen zwölf Millionen Passagiere pro Jahr. Den Planungen zufolge soll sich die Zahl bis 2008 auf 17 Millionen erhöhen. (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin/dER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2002)