San Francisco/Delaware - Über den möglichen Kauf der Musiktauschbörse Napster durch den Medien-Konzern Bertelsmann entscheidet voraussichtlich noch in dieser Woche ein Konkursrichter in Delaware. Eine vom Gläubigerausschuss beauftragte kalifornische Investmentbank hatte zuvor bei einer Versteigerung der Napster-Vermögenswerte keine weiteren Bieter gefunden. Zwei wichtige Vertreter der Musikindustrie, die Music Publishers Association und die Recording Industry Association of America (RIAA), haben sich jedoch gegen den Verkauf der Napster-Reste an Bertelsmann ausgesprochen. Trotz jüngster anders lautender Studien macht die Musikindustrie weiter die Musiktauschbörsen im Internet für ihre sinkenden Umsätze verantwortlich. Die Verkäufe von Audio-CDs seien in den USA im ersten Halbjahr 2002 um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen, teilte RIAA in dieser Woche mit. Schuld sei vor allem der illegale Tausch von Musikstücken über die verschiedenen Napster-Nachfolger. Die einstmals populäre Tauschbörse mit damals über 60 Millionen Kunden musste im Sommer letzten Jahres nach Millionenklagen der Musikindustrie wegen Verletzung von Urheberrechten vom Netz gehen. Im vergangenen Juni hatte Napster nach amerikanischem Konkursrecht Gläubigerschutz beantragt. Der deutsche Medien-Konzern Bertelsmann, der seit dem Jahr 2000 etwa 80 Mill. Dollar (81,4 Mill. Euro) in Napster gesteckt haben soll, reichte kürzlich ein Gebot für die Napster-Vermögenswerte in Höhe von 14 Mill. Dollar ein. Nach den Plänen von Bertelsmann sollte die Tauschbörse längst als gebührenpflichtiges Musikangebot wieder an den Start gehen. Zuletzt scheiterte ein Neustart an der Weigerung der Musikkonzerne, der Tauschbörse die Lizenzen für einen genügend großen Musikkatalog zu erteilen. Den Abgang des vormaligen Bertelsmann-Chefs Thomas Middelhoff im Juli hatten Experten als endgültiges Aus für Napster gewertet. Vor einem möglichen Kaufabschluss will sich der Konzern über die Zukunft der Tauschbörse jedoch äußern. (APA/dpa)