Wien
Deutsche Versicherungskonzerne mit Millionen-Verlusten
Allianz: Die Last der Marktposition
München - Auf die beiden größten deutschen
Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück kommen nach der
Jahrhundertflut Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe zu. Die
Allianz rechnet nach eigenen Angaben mit einer Schadenbelastung von
mehr als einer halben Milliarde Euro. Dies entspreche aber weniger
als zwei Prozent des erwarteten Schadensvolumens im laufenden
Geschäftsjahr, betonte die Allianz AG (München) am Donnerstag. Der
Rückversicherer Münchener Rück erwartet eine Belastung von unter 500
Mill. Euro. Damit gaben die beiden Konzerne erstmals eine vorläufige
Schätzung der Schadensbelastung ab. Die Allianz muss nach eigener Schätzung insgesamt weit mehr als
800 Mill. Euro an betroffene Kunden auszahlen. Da sich die Allianz
teilweise durch den Abschluss von Rückversicherungen abgesichert hat,
liegt die Netto-Belastung bei etwa 550 Mill. Euro. Die Versicherung
versprach eine zügige Regulierung der Schäden.
Allianz: Die Last der Marktposition
Die Allianz ist von der Flut stärker betroffen als die anderen
Versicherungen. "Auf Grund unserer sehr starken Marktposition im
Osten Deutschlands trägt die Allianz den maßgeblichen Teil des
versicherten Schadens in den betroffenen Regionen", sagte Reiner
Hagemann, Chef der Allianz Versicherungs-AG.
Da längst nicht alle der Betroffenen in den Hochwassergebieten
eine Versicherung gegen Hochwasserschäden abgeschlossen hatten, ist
die Versicherungswirtschaft insgesamt nach Einschätzung der Münchener
Rück nicht übermäßig stark betroffen. "Trotz der schwer wiegenden
Ereignisse wird sich die gesamte finanzielle Belastung für die
Assekuranz aller Voraussicht nach in überschaubaren Grenzen halten",
sagte der zuständige Vorstand Stefan Heyd. Bei Stürmen sei der
Versicherungsschaden meist deutlich höher.
580 Millionen Euro an die Kunden
In Deutschland wird die Allianz den ersten Berechnungen zufolge
etwa 580 Mill. Euro an ihre Kunden auszahlen. In Österreich seien es
120 Mill. Euro. Besonders betroffen seien hier die Bundesländer
Nieder- und Oberösterreich sowie Salzburg. In der Tschechischen
Republik werde ein Brutto-Schaden von 115 Mill. Euro
erwartet. Derzeit sind nach Angaben der Allianz 80 Sachverständige
für Gebäude- und Haushaltsschäden für die Regulierung vor Ort tätig.
"Die Allianz-Kunden erhalten von den Vertretern und Regulierern
direkte Hilfe durch Vorschüsse, die sofort per Scheck oder
elektronischer Überweisung ausgezahlt werden." Ein Teil der Fälle sei
schon komplett erledigt.
Als Konsequenz aus der Hochwasserkatastrophe hatte die Allianz den
Verkauf von Hochwasserpolicen für einige Wochen unterbrochen. Die
Allianz werde aber auch in Zukunft die Versicherung gegen
Elementarschäden in der Gebäude- und Hausratversicherung anbieten. Es
sei im Moment zu früh, um über Preiserhöhungen zu spekulieren, sagte
eine Konzern-Sprecherin.
Angesichts des Klimawandels steigt die Bedrohung durch
Klimarisiken nach Ansicht der Münchener Rück weltweit exponentiell
an. Selbst Stürme mit einem Versicherungsschaden von 100 Mrd. Dollar
könnten jederzeit Realität werden, warnte Heyd. Bisher hatte der
Hurrikan Andrew 1992 mit 23,8 Mrd. Dollar den höchsten Sturmschaden
in der Geschichte der Versicherungen angerichtet. (APA/dpa)