Wien - "Basis und Ausdruck einer ganz eigenen Kultur" sollen
im Mittelpunkt des 2. Internationalen Gebärdensprachfestivals stehen,
das am 7. September im Odeon Theater stattfindet. Es soll "wie der
Song Contest der Hörenden" werden, deutete Helene Jarmer von
"D.E.A.F.", dem Verein für gehörlose Künstler Europas, in Gebärdensprache. Das Programm
dreht sich um einen Wettbewerb, in dem der
"Gehörlosensprachgewandteste" von einer internationalen Jury
ausgewählt wird.
Auch Hörende können am Wettbewerb teilnehmen
Thema ist die Breite der Ausdrucksmöglichkeiten mittels
Gebärdensprache. Der Unterschied zum letzten Jahr: Diesmal dürfen
auch Hörende und Jugendliche am Wettbewerb teilnehmen, um den
Brückenschlag zwischen Gehörlosen und Hörenden zu fördern.
Eigene Sprache für Kunst und Kultur
"Gebärdensprache ist eine eigene Sprache, mit der man Kunst und
Kultur ausdrücken kann. Da gibt es viele versteckte Talente, die
gefördert werden sollen", meint Jo Selbrink, Multimediaexperte,
selbst gehörlos und Mitinitiator des Festivals. "Weil sie
dreidimensional ist, bietet Gebärdensprache die Möglichkeit, mehr in
der gleichen Zeit zu sagen". Gerade im visuellen Bereich habe man als
Gehörloser oft eine größere Bandbreite.
Anerkennung als eigenständige Sprache in Österreich
Zudem geht es auch um die Verbreitung der Bekanntheit der
Gebärdensprache. Schließlich ist sie in Österreich immer noch nicht
als eigene Sprache anerkannt. Gehörlose seien keine ethnische
Minderheit und kein eigenes Volk, bekäme man da als Argument zu
hören. "Dabei wissen wir am Besten, was für uns gut ist", meint Jo
Selbrink. "In skandinavischen Ländern ist das kein Problem, in
Österreich ist man zu konservativ, die Bereitschaft für etwas Neues
zu gering. In England wird sogar die Werbung für Gehörlose
übersetzt".
Statt verhohlener Blicke in der U-Bahn einmal offen zuschauen
"Außerdem", meint Günter Roiss, dritter Initiator des Festivals,
biete das Festival für Hörende auch die Möglichkeit, den Gehörlosen
"endlich mal offen zuzuschauen, und nicht nur heimlich in der
Straßenbahn." Erwartet werden, neben 15 aktiven Teilnehmern, rund 300
Gäste. Die Gewinner des Wettbewerbs erhalten eine Goya-Statuette. Der
spanische Maler ist ein Symbol für die Kunst von Gehörlosen.
Schließlich sei er selbst während seiner "schwarzen Phase" taub
geworden. Ein Rahmenprogramm bilden kurze Filme und Theaterstücke.
Als Abschluss werde schließlich "Summertime" gemeinsam gesungen. In
amerikanischer Gebärdensprache selbstverständlich. (APA)