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apa/oebb
Alpbach - Das vielfach als Wundermittel für die Finanzierungsprobleme in der Verkehrsinfrastruktur gelobte öffentlich-private Kofinanzierungsform der Public-Private-Partnership (PPP) ist offenbar doch keines. "Zumindest beim Ausbau der Schiene", weiß etwa Peter Testoni vom Bundesamt für Verkehr in der Schweiz. "Schienenprojekte rechnen sich nur langfristig, haben ein höheres Risiko und werfen keine attraktiven Renditen ab", so Testoni am Donnerstag bei den Wirtschaftsgesprächen in Alpbach. Ähnlich argumentierte Wilfried Puwein vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), der in Österreich allerdings erhebliches Potenzial zur Effizienzsteigerung sowohl beim Bau selbst als auch bei der Verwendung der eingesetzten Milliardenbeträge sieht. Ein weiteres Hindernis für eine PPP-Finanzierung sei, dass aus einem Bahnnetz nicht einfach einzelne Streckenabschnitte oder Tunnels "herausgeschnitten" werden können, um sie via PPP zu finanzieren. Ganz zu schweigen vom geologischen Risiko eines Tunnelbaus, das Banken oder Investmentfonds nie tragen könnten, sagte Testoni. Privates Risiko zu hoch Die Schweiz hat sich beim Bahnausbau, dessen größte Projekte Gotthard- und Lötschbergtunnel sind, daher vor Jahren ein konventionelles und 20 Milliarden Euro schweres Modernisierungsprogramm verordnet. Dieses wird vom Fonds für Eisenbahn-Großprojekte (EGB) realisiert, der zu 75 Prozent mit zweckgebundenen Einnahmen wie Schwerverkehrsabgabe, Lkw-Maut und erhöhter Mehrwertsteuer befüllt wird. Nur ein Viertel der Gelder kommt vom Kapitalmarkt in Form von Staatsanleihen. "Die Risikozuschläge der Banken machten die Staatsfinanzierung einfach günstiger." Wesentlich schwerer hat es das österreichische Pendant der BEG, die Schienenfinanzierungsgesellschaft Schig. Ihr fehlen heuer, rechnet man die im Generalverkehrsplan finanziell unterlegten Projekte mit ein, erneut 300 bis 400 Mio. € an Bundeszuschüssen. Hinzu kommen 4,5 Mrd. € an Altschulden, für die der Bund aufkommt. Die Schulden wachsen, denn in die leeren Schig-Kassen fließen jährlich nur rund 300 Mio. € an Benutzungsentgelt (von der ÖBB), was nur 40 Prozent des Budgets deckt. "Der Bund steht nicht zu seinen Verpflichtungen. Er lässt uns Schulden machen, aber er finanziert uns nicht", beklagt Schig-Chef Helmut Falschlehner. Damit die Schig-Verbindlichkeiten nicht in den Staatshaushalt fallen, gibt es, wie berichtet, zwei Lösungsansätze: Die Schig wird in eine ÖBB-Holding eingegliedert und erhält die Verwertungsrechte für deren nicht betriebsnotwendige Immobilien. Alternative: eine externe Infrastrukturbesitzgesellschaft nach französischem Vorbild. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2002)