Wien - "Das ist eine neue Generation, die selbstbewusst auftritt, ihre Kunst zeigt und sie verbreiten will", weiß Jo Spelbrink. Schließlich gehört er selbst dieser neuen Generation österreichischer Gehörloser an. Gemeinsam mit Helene Jarmer und Günter Roiss initiierte er ein internationales Gebärdensprachfestival, das am 7. September bereits zum zweiten Mal über die Bühne des Odeon-Theaters geht.Festival ist noch am ehesten mit dem Songcontest vergleichbar "Dieses Festival ist noch am ehesten mit dem Songcontest vergleichbar", erläutert Jarmer das Konzept - "nur dass hier nicht in erster Linie die Musik, sondern vor allem die visuelle Darstellung, Fluss, Rhythmik, Geste oder Ausdruck beurteilt werden", ergänzt Günter Roiss. Drei Juroren - aus Belgien, Polen und Österreich - aber auch das Publikum werden die Darstellungen bewerten. Die Gewinner der Kategorien "Hörende", "Gehörlose" und "Kinder" bekommen dann je eine "Goya"-Statue überreicht. Für Hörende geöffnet Neu ist bei diesem zweiten Festival, dass es auch bewusst für Hörende geöffnet wurde. Schließlich ist es das Ziel dieses Festivals, die Gehörlosenkultur einem möglichst breiten Publikum bekannt zu machen. Gleichzeitig soll aber auch auf schwerwiegende Defizite in Österreich aufmerksam gemacht werden: So ist die Gebärdensprache in Österreich immer noch nicht anerkannt. Dieses Frühjahr wurde bereits der dritte entsprechende Antrag im Parlament eingebracht und wartet auf seine Behandlung. Zum Vergleich: In Deutschland wurde diese Sprache im Mai dieses Jahres anerkannt, was zum Beispiel auch weitreichendere Folgen im Umgang mit Behörden und der Bereitstellung von Dolmetschern hat. In skandinavischen Ländern etwa ist die Gebärdensprache schon längst anerkannt. Im Mittelpunkt des Gebärdensprachfestivals stehen aber die Gehörlosenkultur und ihre künstlerischen Ausdrucksformen. 15 Teilnehmer(-gruppen) haben bereits die Vorauswahl geschafft. Im Odeon-Theater werden dann am 7. September etwa ein Theaterstück, ein Film und Gedichte aufgeführt. Für Hörende stehen Dolmetscher zur Verfügung, die simultan übersetzen werden. Und am Ende soll für Hörende und Gehörlose das Gemeinsame stehen: Ein Lied in amerikanischer Gebärdensprache - "Summertime". (frei, DER STANDARD Printausgabe 30.8.2002)