Kopenhagen/London - Der westliche Lebensstil, dichte
Fenster, weniger "banale" Infektionskrankheiten etc. fördern das
Entstehen von Allergien. - Was die Wissenschafter bereits aus
zahlreichen Vergleichsuntersuchungen in den Industriestaaten
abgeleitet haben, wurde jetzt in einer Langzeituntersuchung in
Grönland bewiesen. Dort kam es in nur einem Jahrzehnt zu einer
Verdoppelung der Häufigkeit solcher Beschwerden.
"Wir kennen derzeit noch nicht die eigentlichen Risikofaktoren für
diesen Anstieg an Personen, die an einer Atopie (Allergie, etc.,
Anm.) leiden, seit sich die Gesellschaft in den vergangenen
Jahrzehnten von Grönland von einer traditionellen zu einer mehr
westlich orientierten Lebensweise verändert hat. Das Faktum aber,
dass sich die Häufigkeit der Allergien bei allen Altersgruppen zeigt,
spricht gegen die häufig geäußerte Meinung, dass die
Allergie-auslösenden Faktoren am ehesten in der Kindheit eine Wirkung
entfalten", stellt Dr. Tyra Krause von der Abteilung für
Epidemiologie am Staten Serum Institut in Kopenhagen in der neuesten
Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" (31.
August) fest.
Im Rahmen eines Programms zur Beobachtung der Verbreitung von
sexuell übertragbaren Krankheiten in Grönland wurden von einem großen
Personenkreis aller Altersgruppen (15 bis 80 Jahre) in Grönland
regelmäßig Blutproben abgenommen. Dr. Tyra Krause und die Mitglieder
des Teams verglichen nun die Werte bezüglich eines Ansprechens der
Blutproben bezüglich Gräser- und Birkenpollen, Beifuß, Tierhaare
(Katze, Hund und Pferd) sowie auf Schimmelpilze und Hausstaubmilben.
Es handelte sich jeweils um Proben von 850 Personen, die
analysiert wurden. Das objektive Ergebnis: 1987 wurde bei zehn
Prozent der Blutproben eine Atopie festgestellt. In den Proben von
1998 waren es hingegen 19 Prozent. Diese Zunahme zeigte sich quer
durch alle Altersgruppen.
Bisher hat man angenommen, dass Allergie-auslösende Einflüsse vor
allem im Kindesalter ihre Wirksamkeit entfalten. Die Hypothese lautet
darauf, dass das kindliche und noch nicht völlig reife Immunsystem
durch verschiedene Reize in Richtung einer überschießenden Reaktion
auf bestimmte Substanzen gedrängt wird.
(APA)