Auch ein Jahr nach den Anschlägen vom 11. September ist die Tourismusbranche weit von einer Erholung entfernt
Redaktion
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New York/Frankfurt - Geschlossene Theater am
Broadway, ausgestorbene Geschäfte an der Fifth Avenue und eine fast
menschenleere Aussichtsplattform auf dem Empire State Building - nur
wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September war New York im
Herbst 2001 beinahe touristenfrei. Nur an der Südspitze Manhattans,
in der Nähe von Ground Zero, drängten sich Besucher, die meisten
allerdings nicht aus aller Welt, sondern Einheimische. Die Anschläge
vom 11. September hatten dem internationalen Tourismus - bis dahin
lukrative Einnahmequelle für viele New Yorker und auch zahlreiche
Reiseveranstalter in Deutschland - einen empfindlichen Stoß versetzt.
Geschäft nur noch weggebrochen
New York war vor den Anschlägen - fast egal zu welcher Jahreszeit
- fest in der Hand der Touristen. Vor allem aus Deutschland kamen
viele in die Metropole zwischen East River und Hudson, sei es mitten
im Sommer zum Sightseeing oder kurz vor Weihnachten zum
Adventsbummel. So zählte der Deutsche Reisebüro- und
Reiseveranstalterverband (DRV) im Jahr 2000 rund 1,8 Mill. deutsche
USA-Touristen. Bis zum 11. September vorigen Jahres waren es knapp
1,2 Millionen.
Danach sei das Geschäft nur noch weggebrochen. Denn kaum jemandem
war noch nach einem Weihnachtsbummel auf New Yorks Prachtstraßen
zumute. Viele Deutsche sagten sogar schon bezahlte Reisen zum
Stadtmarathon der US-Metropole knapp sieben Wochen nach den
Anschlägen ab. Manche machten angesichts der Warnungen der
US-Behörden vor Anschlägen auf die Großveranstaltung und vor dem
Hintergrund der Anschlagserie mit Milzbranderregern sogar noch auf
dem Flughafen kehrt.
Einbußen zwischen 40 und 60 Prozent
"Bis Weihnachten war der Markt für US-Reisen praktisch völlig
zusammengebrochen. Allenfalls für die Westküste gab es noch eine
nennenswerte Zahl von Buchungen", sagt Anke Dannler, Sprecherin der
Rewe Touristik-Gruppe, die mit ihren Veranstaltern Dertours und
Meier's Weltreisen den Markt für US-Reisen in Deutschland beherrscht.
"In der gesamten Wintersaison hatten wir dann Einbußen zwischen 40
und 60 Prozent", fügt Dannler hinzu.
Enorm hohe Preise
Besonders problematisch seien in dieser Zeit neben der
Sicherheitsdiskussion die hohen Preise gerade auch in New York
gewesen. In Verbindung mit dem damals noch hohen Dollarkurs "gab es
da Hotelpreise jenseits von gut und böse". Angesichts der Krise seien
schließlich viele Partner in den USA bei Nachverhandlungen zu
Preisnachlässen bereit gewesen, so dass im Februar für den Sommer
geänderte Kataloge herausgegeben worden seien.
Nebenkosten sollen günstiger werden
Nach Angaben der New Yorker Tourismusbehörde verbilligen sich in
der Metropole die Hotelzimmer im laufenden Jahr voraussichtlich um
neun Prozent auf durchschnittlich 187 Dollar (190 Euro). Zudem zog
der Kurs des Euro seit Beginn dieses Jahres deutlich an. Nach Kursen
meist um 0,88 Dollar im Herbst 2001 ist die Gemeinschaftswährung
inzwischen beinahe einen Dollar wert, ein nicht zu unterschätzender
Kostenfaktor für die Reisekasse der meisten Touristen. "Mit der
Dollar-Parität werden die Nebenkosten für Reisende in den USA
deutlich günstiger als bisher", sagt Rewe-Touristik-Sprecherin
Dannler. Und die Nebenkosten spielten eine große Rolle. Denn anders
als bei Pauschalreisen in Europa seien sie bei US-Trips noch nicht im
Reisepreis enthalten.
Besserung in Aussicht
Seither kehrten die Touristen auch aus Deutschland nach und nach
in die USA und damit auch nach New York zurück. Inzwischen lägen die
Sommer-Buchungen bei Dertours bereits über dem Vorjahreswert, erklärt
Dannler. Eine Normalisierung für US-Reisen aus Deutschland sei damit
aber noch nicht erreicht. "Wir stehen als Marktführer besser da als
andere", sagt Dannler. Dertours werde jedoch im gesamten
Geschäftsjahr (per Ende Oktober) beim Umsatz das Vorjahresniveau
voraussichtlich erreichen. Derzeit betrage der Rückstand noch acht
Prozent.
Familien bleiben aus
"Allerdings fehlen bisher vor allem noch die Familien", sagt
Dannler. Aus diesem Kundenbereich seien angesichts der wirtschaftlich
schwierigen Zeiten kaum Buchungen zu verzeichnen. Auch viele
Marathon-Begeisterte - zumindest in Deutschland - mögen noch nicht
wieder nach New York reisen, abzulesen an den noch im August
verfügbaren Startkarten für den November-Marathon, der in den
Vorjahren immer schon im Januar ausgebucht war. Einige New Yorker
Tourismus-Experten vermuten, dass besonders zum Jahrestag des 11.
September viele Touristen vor allem auch aus dem Inland fernbleiben,
da sie - wie es eine Touristin aus Florida beschrieb - mit dem Tag zu
viele Emotionen verbinden. (APA/Reuters/red)
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