Heidelberg - Blasenprobleme wirken sich massiv auf das Sexualleben aus. Darauf würde bei der Jahrestagung der International Continence Society in Heidelberg hingewiesen. "Mehr als 50 Prozent aller Frauen mit Blasenproblemen haben Sexualschwierigkeiten", sagte die Sexualtherapeutin Beverly Whipple von der Rutgers University im amerikanischen Newark. Vor allem die Angst, während des Geschlechtsverkehrs die Blase nicht unter Kontrolle zu haben, führe dazu, dass viele Frauen Sexualkontakte gänzlich vermieden. Whipple fand heraus, dass jede dritte Frau wegen ihrer instabilen Blase lieber als Single lebt. Blasenprobleme führten somit zu Vereinsamung und sozialer Isolation. Wichtig sei es daher, mit dem Partner über solche Sorgen zu sprechen. Nur so könne die Angst genommen und sexuelle Zufriedenheit wieder erreicht werden. Blasenprobleme weit verbreitet Nach Angaben der Experten sind Blasenprobleme weit verbreitet: "Heute werden alleine in Deutschland etwa vier bis fünf Millionen Menschen mit einer Harninkontinenz medizinisch betreut, doch die Dunkelziffer dürfte mindestens noch einmal so groß sein", sagte Manfred Stöhrer von der BG-Unfallklinik im bayerischen Murnau. Bei den über 80-Jährigen seien mindestens 30 Prozent betroffen. Insbesondere Frauen mit mehreren Schwangerschaften hätten ein erhöhtes Risiko, die Blase nicht mehr richtig kontrollieren zu können. Für viele ist der Gang zur Toilette auch nachts Normalität. Das britische Meinungsforschungsinstitut Ipsos hatte in den Monaten Juni und Juli dieses Jahres 3.057 Menschen ab 35 Jahre in fünf europäischen Ländern - darunter auch Deutschland - zu Blasenproblemen befragt. "Mehr als ein Drittel aller Erwachsenen wachen nachts mindestens zwei Mal auf, weil sie auf die Toilette müssen oder sie kennen zumindest jemanden, bei dem dies so ist", sagte Ian Catchpole, Direktor des Ipsos-Instituts. Schläfrigkeit am folgenden Tag oder auch Konzentrationsschwierigkeiten, verringerte Leistungsfähigkeit und das Gefühl, für soziale Aktivitäten zu müde zu sein, seien häufige Folgen der Schlafunterbrechungen. Hilfe Den Experten zufolge kann 80 Prozent der Betroffenen geholfen werden. Mit Medikamenten wie so genannten Anticholinergika lasse sich das Problem in den Griff bekommen. Mitunter seien aber auch Operationen notwendig, mit der die Blase im Unterleib angehoben werde. Auf diese Weise könne die Harnkontrolle wieder erlangt werden. Aber auch in der Pflege können Inkontinenzprobleme vermieden werden. "60 bis 80 Prozent der Pflegeheimbewohner sind inkontinent", sagte Mathias Pfisterer von der Kontinenzberatungsstelle im Heidelberger Bethanien-Krankenhaus. Einfache Maßnahmen wie die Begleitung zur Toilette könnten Blasenprobleme vermeiden helfen. Auch müsste sicher gestellt sein, dass im Heim genügend Klingeln da seien, damit die Bewohner rechtzeitig Hilfe erhielten. (APA/AP)