Etat
Reuige Einsichten nach dem "Goldenen Zeitalter"
Markenpflege statt Investitionen in "New Economy"-Marken
Merklich ernüchtert sind die großen
Medienunternehmen, nachdem der Boom der "New Economy" abgeflaut ist.
Dies zeigt sich auch auf den heurigen Mediengesprächen in Alpbach:
Während in den vergangenen Jahren die "Neuen Medien" und Schlagworte
wie "Konvergenz" oder "Interaktivität" in aller Munde waren, besinnt
man sich nun wieder auf seine Kernkompetenzen, wie es Peter Hartmeier
von der Schweizer Mediengruppe Tamedia AG ("Tagesanzeiger"), bei
einer Podiumsdiskussion zu "Gewinnmaximierung nach dem 'Goldenen
Zeitalter'" auf den Punkt brachte. Hartmeier hatte rückblickend kritische Worte zur Strategie der
Tamedia, die rund um ihren Börsegang vor einigen Jahren auf den Zug
der New Economy aufsprang. Denn: Die eigentliche Cash-cow des
Konzerns, das Zeitungsgeschäft, sei dabei gar nicht im Mittelpunkt
gestanden. "Man durfte während des Börsegangs nur noch von 'online'
und dem - dann völlig gescheiterten - Fernsehprojekt reden, aber
nicht sagen, dass man in erster Linie mit Zeitungen Geld verdient."
"Da, wo wir vor drei Jahren waren"
Zum heutigen Zeitpunkt stehe man wieder "da, wo wir vor drei
Jahren waren", so Hartmeiers Bilanz. Problematisch sei, dass man im
Zuge der Konzentration auf die New Economy-Terminologie fast die neue
Konkurrenz im Kerngeschäft verschlafen habe: Die Gratiszeitung "20
Minuten" etwa macht der Tamedia zu schaffen. Daher Hartmeiers
pointiertes Fazit: "Hören wir nicht mehr auf die Finanzexperten, auf
die Banker, und schon gar nicht auf die Berater."
Paid Content als Hoffnungsträger
Auch "gehypte Begriffe" der Gegenwart will aber Marcus Englert,
Geschäftsführer der Kirch Intermedia GmbH, hinterfragt wissen. "Paid
Content" etwa, also Zahlungspflicht für Inhalte im Internet, ist für
viele Unternehmen ein Hoffnungsträger. Nach Englerts Einschätzung
werden solche Strategien aber nur funktionieren, wenn bestimmte
Attribute wie Exklusivität oder Peronalisierung den Konsumenten auch
einen Mehrwert kommunizieren. "Verkanntes Medium" ist für ihn dagegen
der Teletext: Er biete "obszöne Margen" und werde sicher "die erste
Basis für interaktives TV" sein.
Ein "Goldenes Zeitalter" habe es in Österreich nicht
gegeben, betonte Hans Metzger, Beteiligungsmanager der Styria
Medien AG ("Kleine Zeitung", "Presse"). Spezifische österreichische
Rahmenbedingungen wie hohe Medienkonzentration oder verschleppte
Dualisierung des Rundfunkmarktes habe die Situation auch in
Boom-Zeiten erschwert. Das Internet werde dennoch weiter der
ausschlaggebende Faktor sein: "Unser Erfolg wird in Zukunft
wesentlich davon abhängen, wie sehr wir das Internet knacken können",
so Metzger. (APA)