Helsingör - Die Außenminister der 15 EU-Staaten haben ein eindeutiges Bekenntnis zur pünktlichen Erweiterung der EU abgelegt. Das sagte der amtierende Ratsvorsitzende Per Stig Möller, Dänemarks Außenminister, am Freitag Abend nach dem ersten Tag des informellen EU-Außenministerrates in Helsingör. Die Minister hätten den Zeitplan bestätigt, wonach sich die 15 EU-Staaten bis Ende Oktober auf ihr Angebot an die Kandidatenländer zu den Finanzfragen einigen sollen und wonach dann bis Jahresende Zeit für Verhandlungen zwischen der EU und den Kandidatenstaaten sei. Die heutige Sitzung sei als potenzielles "Frühwarnsystem" sehr wichtig gewesen, sagte der für die Erweiterung zuständige EU-Kommissar Günter Verheugen. Hätte ein Mitgliedsland Bedenken gegen den Abschluss der Verhandlungen im Dezember, dann wären diese hier geäußert worden. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Damit habe der Erweiterungsprozess deutlich an Dynamik gewonnen. Die EU habe nun eine sehr gute Aussicht, bis Jahresende die Verhandlungen mit zehn Staaten abzuschließen. Historisches Projekt Es sei wichtig, die Erweiterung nicht nur aus finanzieller Sicht sondern als historisches Projekt zu sehen, so Möller. Europa stehe vor einem Riesensatz in seiner Geschichte. Rumänien und Bulgarien dürften selber nicht erwarten, zum Jahresende zur Mitgliedschaft eingeladen zu werden, sagte Möller. Die beiden Staaten blieben aber "Teil der europäischen Familie", die Tür stehe für sie weiter offen. Die Lage der Türkei sei zwar analysiert worden, bis zu den Fortschrittsberichten der EU-Kommission, die für den 16. Oktober angekündigt sind, werde es aber keine Entscheidungen zu den künftigen Beziehungen mit diesem Kandidatenland geben, so Verheugen. In den Fortschrittsberichten werde wohl auch berücksichtigt werden, dass in der Türkei am 3. November Wahlen sind. Außerdem gab es eine "sehr kurze" Diskussion über die Slowakei, wo am 21. September ein neues Parlament gewählt wird, sagte der EU-Kommissar. Die EU sei an einer hohen Wahlbeteiligung interessiert und hoffe auf eine Regierung, die Reformen machen will. "Meine Kontakte sagen mir", so Verheugen, dass die pro-europäischen Parteien in der Slowakei in den nächsten Wahlen eine Mehrheit im Parlament erreichen werden. Ferrero: Viel Arbeit denin nächsten Monaten Der dänische EU-Vorsitz habe einen klaren Fahrplan für die Erweiterungsverhandlungen bis zum Jahresende vorgelegt, sagte Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) am Freitag Nachmittag im dänischen Helsingör nach einem Arbeitsmittagessen der EU-Außenminister. Es gebe demnach vor den beiden EU-Gipfeln im Oktober in Brüssel und im Dezember in Kopenhagen noch viel Arbeit. Bei allen technischen Fragen, die jetzt noch anstehen, sollte man aber nicht die politische Dimension des Erweiterungsprojekts aus den Augen verlieren. Bisher sei nur über die Erweiterung gesprochen worden, auch die Arbeitssitzung am Nachmittag sei diesem Thema vorbehalten, betonte Ferrero-Waldner. Erst morgen Vormittag werde man über das Hochwasser sprechen, sie werde sich dann für die österreichischen Interessen "weiterhin in die Schlacht werfen". (APA)