Wirtschaft
Erweiterung der EU bringt allen etwas
Treffen der Wirtschaftsminister: Sowohl Kandidaten als auch "alte" EU-Länder profitieren
Salzburg - "Die Erweiterung
der Europäischen Union ist
eine Win-Win-Situation. Von
ihr profitieren sowohl die
Kandidatenländer als auch die
alten Länder der Union." Die
slowenische Wirtschaftsministerin Tea Petrin warb am
Freitag bei der Konferenz der
Wirtschaftsminister aus
Tschechien, Ungarn, Polen,
der Slowakei und Slowenien
für die Erweiterung der EU.
Bei der Konferenz, zu der
Wirtschaftsminister Martin
Bartenstein bereits zum zweiten Mal am Rande der Salzburger Festspiele eingeladen
hat, hielten die Minister am
Erweiterungsfahrplan fest.
Man war überzeugt, dass sie
wie geplant 2004 über die
Bühne gehen werde. Sogar der
polnische Wirtschaftsminister Jacek Piechota gab sich zuversichtlich, obwohl in Polen
die Erweiterungsskepsis
wächst und noch schwierige
Verhandlungskapitel offen
sind. So die Landwirtschaft,
die in Polen eine außerordentlich große Rolle spielt.
Meinungsaustausch
Bei der Wirtschaftskonferenz in Salzburg gab es einen
intensiven Meinungsaustausch. Bartenstein betonte
die Aussagen seiner Kollegin
aus Slowenien. Er legte eine
Studie des Wiener Instituts für
internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) vor, wonach die Kandidatenländer
rund zehnmal so viel wie die
Union von der Erweiterung
profitieren. Für Österreich,
das bisher bereits überdurchschnittlich stark von der Ost 2. Spalte
öffnung profitiert hat, schätzt
die Studie eine zusätzliche
Steigerung des realen BIP über
einen Zeitraum von zehn Jahren von ca. 0,7 (bzw. von 0,15
pro Jahr). Damit ist Österreich
unter den Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union wahrscheinlich der größte Gewinner der EU-Erweiterung.
Das in den östlichen Nachbarländern gegenüber Österreich derzeit höhere Wirtschaftswachstum wirke sich
für Österreich dadurch vorteilhaft aus, dass die Exporte in diese Länder damit noch
deutlicher steigen können, als
das bisher schon der Fall war,
zeigte sich Bartenstein überzeugt. Längerfristig seien
Wachstumsraten zu erwarten,
die etwa zwei Prozent über der
österreichischen liegen. Bis
2015 erwartet der österreichische Wirtschaftsminister einen deutlichen Abbau der
Einkommensdifferenzen auf
Basis der Kaufkraft.
Wirtschaftlich eng verbunden
Österreich ist mit Ungarn,
Polen, Slowenien, der Slowakei und Tschechien wirtschaftlich eng verbunden.
Bisher wurden über 9,7 Mrd.
Euro seitens österreichischer
Unternehmen in diesen Ländern investiert. Damit liegt der
österreichische Marktanteil,
bezogen auf den Länderkreis,
bei rund 7,7 Prozent, wobei
Österreich in Slowenien mit
einem Anteil von über 47 Prozent mit Abstand wichtigster
Investor ist. In Tschechien
und in der Slowakei liegt Österreich mit einem Marktanteil von 10,7 bzw. 17,5 Prozent
bereits an dritter Stelle.(Katharina Krawagna-Pfeifer, Der Standard, Printausgabe, 31.08.2002)