Wien - Billigairlines wie Ryanair, Easyjet oder Buzz setzten die traditionellen Fluglinien immer mehr unter Druck. Um bestehen zu können, gründen etablierte Airlines wie die Lufthansa, KLM oder British Midland entweder selbst Diskontairlines, oder sie reagieren wie in den vergangenen Monaten mit extremen Preisaktionen innerhalb ihres Netzes. Damit sollen vor allem neue Kunden gewonnen werden, die bisher kaum geflogen sind.
Weil in Wien wegen der hohen Flughafengebühren derzeit noch keine Billigcarrier landen (Ryanair fliegt von Graz, Salzburg und Klagenfurt nach London), buhlen AUA, Lufthansa, KLM und British Airways mit bis zu 70 Prozent Nachlass auf herkömmliche Preise um die Kundschaft. Besonders originell ist derzeit die größte europäische Fluglinie, British Airways: Sie lockt mit Christmas-Shopping-Angeboten; unter anderem um 366 € ab Wien nach New York (und retour) oder ab 597 € nach Hongkong (alles exklusive Gebühren). Das Angebot gilt für Flüge vom 1. November bis 18. Dezember. Voraussetzung ist, dass bis Ende September gebucht wird.
Aber auch auf zahlreichen innereuropäischen Strecken haben die Briten die Ticketpreise um bis zu 80 Prozent gesenkt. Zudem entfällt bei den billigen Tarifen die bisher obligatorische Übernachtung am Samstag. Besonders günstige Herbstangebote nach Übersee bietet auch die AUA. Mit ihren Click-&-Fly-Offerten unterbietet sie die bisherigen Tarife um bis zu 60 Prozent. Seit 1. Juli wurden auch Preise in Österreich um 30 Prozent reduziert.
Während die Billigflieger bisher vor allem aus Irland und London angriffen, wurden in Deutschland die Flughäfen Frankfurt/Hahn und Köln zum Drehkreuz. Neu ist auch, dass mit dem Touristikriesen TUI nach der britischen My Travel der zweite europäische Reisekonzern in den jungen wie umkämpften Markt der Billigflüge einsteigt.
Während die Airline MyTravel-Light mit nur zwei Maschinen startet, hat TUI sich die deutsche Fluggesellschaft Germania als starken Partner für seine neue Gesellschaft "Hapag-Lloyd Express" gesucht. Mehr als ein Dutzend Ziele sollen die acht Flugzeuge ab Dezember von Köln/ Bonn aus anfliegen.
Die Preise von TUI, die sich an bisherigen Preisstrukturen von Germania orientieren, liegen deutlich unter den neuen Lufthansa-Tarifen, die im günstigsten Fall innerdeutsch nur mehr 88 Euro betragen. Hapag-Lloyd Express fliegt innerhalb Deutschlands bereits zum "Taxitarif" ab zehn Euro. Zurzeit hat TUI vor allem Geschäftsreisende und Kurzurlauber im Visier.
Die Lufthansa-Beteiligung Eurowings wird mit Germanwings auch ab Köln/Bonn im Dezember starten. Die belgische Virgin steht ebenfalls in den Startlöchern. Die erfolgreiche irische Ryanair, die vom kleinen Flughafen Hahn aus fliegt, könnte nach Ansicht von Branchenexperten damit bald ins Hintertreffen geraten.
Die klassischen Low-Cost- Flieger wie Ryanair & Co fliegen indessen nur innerhalb Europas. Denn Low-Cost lohnt sich laut TUI nur bei Flugstrecken bis zu 2,5 Stunden. Die Türkei oder die Kanarischen Inseln scheiden damit bereits als Ziele aus. Und das "17. deutsche Bundesland", Mallorca, wird noch nicht angeflogen. (cr, jil/DER STANDARD, Printausgabe, 31.8./1.9.2002)