Wien - "Seit dem Bilanzskandal des Energiehändlers Enron gibt es auch in den USA Stimmen für ein Zusammenführen der amerikanischen mit den so genannten internationalen Rechnungslegungsstandards", sagt der Grazer Universitätsprofessor Alfred Wagenhofer. Deshalb billigt er einem diesbezüglichen Vorstoß des EU-Binnenmarktkommissars Frits Bolkestein relativ gute Chancen zu. Dieser hatte im Juli mit US-Finanzstellen in Washington Verhandlungen darüber aufgenommen, ob die europäischen Rechnungslegungsstandards IAS (International Accounting Standards) zumindest in Teilen übernommen werden könnten. Auch sollte nach den Vorstellungen Bolkesteins für die rund 150 europäischen Unternehmen, die sowohl in den USA als auch in Europa gelistet sind, nur mehr ein Abschluss gelten.

Derzeit ist es für US-Firmen mit GAAP-Abschluss (Generally Accepted Accounting Principals) kein Problem, in Europa an einer Börse zu notieren. Umgekehrt jedoch erkennt die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC europäische Standards nicht an. Die Kosten für die "doppelte Buchführung" sind beträchtlich.

Das in London beheimatete International Accounting Standards Board (IASB), das die IAS-Regeln ausarbeitet, hat zum Ziel, die einzelnen Vorschriften so weit anzugleichen, dass sie weltweit gelten können. Dabei sollen die rund 7000 börsennotierten Gesellschaften in der EU ab 2005 (spätestens bis 2007) IAS verwenden müssen. Unklar, so Wagenhofer, ist derzeit, ob IAS auch als Ersatz für nationale Standards in Europa Anwendung finden wird. Australien hat bereits bekannt gegeben, IAS ab 2005 übernehmen zu wollen. (ruz)

www.iasb.org.uk