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Mehr als 80.000 Menschen haben die erste deutsche Messe für Computer- und Videospiele "GC - Games Convention" in Leipzig besucht. Die viertägige Veranstaltung habe der Branche wichtige Impulse gegeben, erklärte Hermann Achilles vom Verband der Unterhaltungssoftware Deutschlands (VUD). Die hat sie auch dringend nötig: Spätestens seit dem Amoklauf von Erfurt kämpfen die Softwareanbieter mit einem überaus schlechten Image. Keine Gewalt Nach dem Verbrechen von Erfurt gab es wochenlange Diskussionen über den Einfluss von Gewaltspielen - der Täter soll begeisterter "Counter-Strike"-Spieler gewesen sein. Das Thema bestimmte denn auch viele Diskussionen auf der "GC". "Unberechtigter Weise", meinte Achilles, denn zumindest die Mitglieder seines Verbandes würden nur Spiele vertreiben, die den Anforderungen des Jugendschutzes in vollem Umfang gerecht würden. "Keiner der im VUD vertretenen Hersteller hat Gewalt verherrlichende Produkte im Programm", versichert Achilles. 7.000 Produkte unter der Lupe Zudem gelangen Spiele mit exzessiver Gewalt nach Angaben von Achilles erst mit einer Freigabe ab 18 Jahren durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) in den Handel. 7.000 Produkte habe die USK in den vergangenen sieben Jahren unter die Lupe genommen. Beliebt wie eh und je Dass Ego-Shooter im Stil von "Counter Strike" aber mit zu den gängigsten Spielen für Computer und Spielkonsolen gehören, machte jeder Rundgang über die "GC" deutlich. "Counter Strike" flimmerte an allen Ecken und Enden über die Monitore, zahlreiche Unternehmen stellten neue Spiele des Genres vor. Doch daneben fanden auch Sport-Simulationen und Strategie-Games das Interesse von Spielern und Einkäufern. "Gewaltspiele werden keine Rolle spielen" Nach Meinung von Spieleentwicklern könnte sich damit sogar ein Trend in der Branche verstärken. Schon heute liegen Strategiespiele mit 33 Prozent in der Gunst der Käufer deutlich vor den Action-Games mit gerade einmal 15 Prozent. Künftig würden sie noch mehr an Bedeutung gewinnen, hieß es in Leipzig. "Gewaltspiele", so sagte Thomas Dlugaiczyk von der Games Academy, "werden in ein paar Jahren keine Rolle mehr spielen." Der Trend gehe in Richtung interessanterer Inhalte, wie sie eben durch Strategiespiele geboten würden. Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro Doch nicht erst seit dem Amoklauf in Thüringen klagen die Software-Aieter. In den vergangenen drei Jahre habe sich der Jahresumsatz von Video- und Computerspielen bei durchschnittlich 1,5 Milliarden Euro eingependelt. "Und das auf dem nach England zweitwichtigsten europäischen Markt", beklagte Achilles. Die Branche erreiche nur etwa 40 Prozent der Computerbesitzer in der Bundesrepublik. "Es ist kein Massenmarkt, noch dominieren die Insider und Freaks", meinte der VUD-Geschäftsführer. Weihnachtsgeschäft ante portas Dies zu ändern war eines der erklärten Ziele der "GC". Immerhin steht das Weihnachtsgeschäft vor der Tür, und die Hersteller von Spielen nahmen es auch gleich ins virtuelle Visier. Beispiel Microsoft: Der Computerriese allein will bis zum Jahresende die Zahl der für die Konsole Xbox erhältlichen Spiele von derzeit rund 60 auf mehr als 200 erhöhen. "Gutes Entertainment wurde bisher in Deutschland nicht angenommen", meinte Hans Stettmeier von der Microsoft-Geschäftsführung in Unterschleißheim bei München. "Tony Hawk's Pro Skater 4" oder "Grand Theft Auto - Vice City" Dies mag auch daran liegen, dass die wirklich innovativen Ideen selbst auf der "Games Convention" nicht zu entdecken waren. "Die Unternehmen haben Geld in die Hand genommen und in ihre Stände investiert, präsentierten sich als Show-Event", meinte zwar Rudolf Duhnke von Eidos Interactive. Doch in der Show wurde vielfach auf Bewährtes gesetzt, waren die Neuauflagen gewinnträchtiger Spiele gesetzt. Sei es "Tony Hawk's Pro Skater 4" oder "Grand Theft Auto - Vice City": Bekannte Inhalte waren häufiger anzutreffen als der große Wurf in Richtung neuer Ideen. Premiere überzeugend Dennoch sind die Messemacher von der Premiere der "Games Convention" überzeugt. Die überwiegende Zahl der Aussteller und Besucher habe bereits angekündigt, im August kommenden Jahres wieder in Leipzig dabei zu sein, verkündete die Leipziger Messe. "Die GC verfolgt ein Konzept von der Industrie für die Industrie", meinte auch Oliver Kaltner von Electronic Arts. Mit der "einzigen Messe für die drei Zielgruppen Handel, Presse und Endverbraucher" sei man sehr zufrieden.(APA/Jörg Aberger/AP)