Frankfurt - Der Medienkonzern Bertelsmann hält einem Zeitungsbericht zufolge weiterhin an seinem für 2005 geplanten Börsengang fest. "Wir werden das tun, was wir angekündigt haben, und bereiten den Börsengang vor", bekräftigte der neue Konzernchef Gunter Thielen im Gespräch mit der "Financial Times Deutschland" frühere Aussagen. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass die Familie Mohn, die Bertelsmann kontrolliert, den Schritt angeblich nicht länger unterstütze. Thielen schränkte im Interview dann auch ein, dass die Eigentümerfamilie Mohn nach wie vor nicht bereit sei, ihren Anteil bei Bertelsmann auf unter 74,9 Prozent sinken zu lassen. Die Entscheidung, ob Teile des Unternehmens an die Börse gebracht würden, liege weiter bei dem belgischen Großaktionär Albert Frere. Ausbau Bertelsmann hatte der Firma von Freres, GBL, beim Tausch eigener Anteile gegen die Mehrheit an der Sendergruppe RTL das Recht eingeräumt, ihr Aktienpaket von 25,1 Prozent ab 2005 an die Börse zu bringen. Der Gütersloher Konzern hat aber ein Vorkaufsrecht auf die Bertelsmann-Anteile von GBL. In dem Bericht hieß es unter Berufung auf das Umfeld der Familie Mohn, es gebe Überlegungen, ein Angebot für die Bertelsmann-Aktien des Belgiers zu machen. Die eher niedrige Bewertung Bertelsmanns könne dies zu einem lohnenden Geschäft machen, hieß es. Analysten schätzten den Wert des Konzerns derzeit auf 14 bis 20 Mrd. Euro. Thielen kündigte unterdessen dem Bericht zufolge an, den Konzern weiter durch Zukäufe ausbauen zu wollen. Trennung von BOL-Aktivitäten in Europa Nicht aus-, sonder abgebaut sollen hingegen die Internetaktivitäten in Europa werden. Der Konzern zieht sich weitgehend aus dem Internet-Handel mit Medienprodukten in Europa zurück und will sich dazu von Teilen des Internethändlers BOL trennen, hieß es aus dem Unternehmen. Die Bertelsmann-Sparte DirectGroup prüfe Möglichkeiten, sich in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Schweden von dem Internethändler BOL zu trennen. Die in den USA beheimateten Unternehmen BeMusic und barnes&nobel.com seien von den Veränderungen im E-Commerce-Bereich aber nicht betroffen. Thielen hatte bereits angekündigt, die Internet-Aktivitäten des Konzerns zu überprüfen. An dem im Joint Venture betriebenen BOL-Geschäft in Italien und an BOL China hält die DirectGroup den weiteren Angaben zufolge fest. Beide Geschäfte seien vollständig in die jeweiligen lokalen Clubs integriert. Nicht betroffen von den Veränderungen sei das US-Geschäft BeMusic sowie die Beteiligung an barnesandnoble.com von 36,2 Prozent. Die Trennung von BOL begründete Ewald Walgenbach, CEO der DirectGroup, mit dem Ziel, den gesamten Unternehmensbereich in den Kernmärkten- und Kerngeschäften in die Profitabilität zu führen. Die nach der Integration von BOL in die lokalen Clubgeschäfte erhofften Synergieeffekte seien unter den Erwartungen geblieben. Als Handelsgeschäft werde BOL auf absehbare Zeit die geforderten Renditeerwartungen von Bertelsmann nicht erfüllen können, hieß es weiter.(APA/Reuters)