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reuters/PIERDOMENICO
Wien - Am Donnerstag bekam die von Infrastrukturminister Mathias Reichhold angestrebte Forschungsreform vermutlich den endgültigen Todesstoß. "Finger weg vom FFF. Der Minister kann in der Forschung Austria GmbH zusammenführen, wen und was er will, den gewerblichen Forschungsförderungsfonds bekommt er sicher nicht", sagte ein hochrangiger Industrievertreter zum STANDARD. In diesem Sinne werde man sich das in der "Elefantenrunde" (Sozialpartner, Technologieexperten, Politiker, Wirtschaftsforscher) am Donnerstag vorgestellte Reformpapier bestenfalls "anschauen, aufstehen und gehen", ätzte der Funktionär vor Sitzungsstart. Zweite Säule weggebrochen Damit bricht Reichhold auch die zweite Säule weg, auf der seine Reformpläne fußen. Wie berichtet, musste sich der Infrastrukturminister bereits bei dem im Vorjahr mit rund 94 Millionen Euro dotierten FWF, dem auf Grundlagenforschung fokussierten Forschungsfonds, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer unterordnen. Die beiden haben sich darauf geeinigt, dass der FWF à la longue zu den Universitäten transferiert wird. Im Gespräch mit dem STANDARD versuchte Reichhold zu kalmieren: "Wir wollen über niemanden drüberfahren. Es wird sicher kein Gesetzentwurf vorgelegt." Auch in der Wirtschaftskammer hat man wenig Freude mit der Bündelung der Forschungsagenden in einer "Gesellschaft des Bundes für Innovationen: Forschung Austria GmbH", in die der gesetzlich als eigenständige Gesellschaft verankerte FFF integriert werden soll. Besonders sauer stößt auf, dass Reichhold den für Ende September angekündigten Forschungs- und Innovationsplan des Forschungsrats nicht abgewartet hat. Der FFF war im Vorjahr inklusive Sondermitteln und Darlehensrückflüssen mit rund 180 Mio. € dotiert. Ans Eingemachte Erneuert hat Reichhold seine Kritik an der ARC-Holding (Seibersdorf, Arsenal Research): "Ich schätze es nicht, wenn Termine nicht eingehalten werden. Ich will noch im September ein Umstrukturierungskonzept sehen." In Aufsichtsratskreisen vermutet man dahinter den Plan für ein großes Köpferollen. Die verlangten Einsparungen würden "mindestens 15 Prozent" betragen und nicht, wie bisher bekannt, "maximal zehn". (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 6.9.2002)