Österreich
Weniger Drogentote - Nein zu Liberalisierung
Das Jahr 2000 sei mit 227 Drogentoten "wahrscheinlich ein Ausreißer" gewesen - Im Vorjahr starben 184 Menschen am Suchtgiftkonsum...
Wien - Die Zahlen vom Jahr
2000 hatten alle aufgeschreckt, schließlich war die
Zahl der Drogentoten im Vergleich zum Jahr davor um 73
angestiegen. Jetzt haben wir,
sagt Gesundheitsstaatssekretär Waneck, wieder ungefähr
das Niveau vom Jahr 1999 erreicht, trotzdem bestehe "kein
Grund zur Entwarnung".
Im Bundesländervergleich steigt Wien besonders gut aus
Im Bundesländervergleich
steigt Wien besonders gut aus.
Erstmals kommen weniger als
die Hälfte jener, die direkt an
Suchtgift starben, aus der
Bundeshauptstadt. In den
übrigen Bundesländern sind
die Zahlen annähernd gleich
geblieben, nur in der "zweitgrößten Problemzone" Vorarlberg stieg die Zahl der Drogenopfer. Die Ursache könnte,
vermutet Waneck, in der "versteckt liberalen" Drogenpolitik im Nachbarland Schweiz
liegen.
84 Prozent der Drogentoten waren männlich
In absoluten Zahlen starben
in Wien 85, in Vorarlberg 17,
in Tirol 16, in der Steiermark
elf, in Salzburg sieben, in Oberösterreich und Niederösterreich je 20, in Kärnten acht
Menschen direkt oder indirekt
an Suchtgift. Im Burgenland
gab es keinen Drogentoten. 84
Prozent der Drogentoten waren männlich.
Opiatvergiftungen sind seit 1996 kontinuierlich rückläufig
Auffallend sei, so Waneck,
dass die Zahl der Opiatvergiftungen seit 1996 kontinuierlich rückläufig sei. Dafür sterben immer mehr Menschen an
einer Mischung aus illegalen
Drogen, Alkohol und Psychopharmaka, da hier offenbar eine "große Gefahr für tödliche
Komplikationen" bestehe.
Drogencheck
Sollten nun Süchtige ihren
"Stoff" testen lassen können,
wie das bei einem Drogengipfel im Wiener Rathaus am
Montag vorgeschlagen wurde?
Das, sagt Waneck, sei der falsche Weg. Und überhaupt
müsse immer die Therapie im
Vordergrund stehen. Im Rahmen dieser sei dann "alles erlaubt". Denn ein Drogensüchtiger sei, sagt der FP-Politiker,
krank. Man müsse das genauso sehen, "wie wenn ich einem
schwer Krebskranken Opiate
verabreiche".
Aus diesem Grund will
Waneck auch Wiens Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (SP) nicht offen kritisieren, die sich sogar die Einrichtung von Räumen vorstellen kann, in denen Suchtgift konsumiert werden darf.
Pittermann, sagt Waneck, sei
"eine sehr mitfühlende Frau",
die primär "ärztlich" denke.
Die Drogenpolitik in der Bundeshauptstadt Wien sei jedoch
"suboptimal", was aber nicht
Pittermann anzulasten sei. Dafür sei sie noch nicht lange genug dabei.
Wiens guter Weg
Die Gesundheitsstadträtin
selbst betont, "dass Wien auf
einem guten drogenpolitischen Weg ist". Pittermann:
"Wir werden den erfolgreichen, pragmatischen Weg der
Wiener Drogenpolitik unbeirrt
fortsetzen und uns nicht auf
ideologische Grabenkämpfe
einlassen."
Wiens Drogenkoordinator
Peter Hacker verweist darauf,
dass in Wien die Zahl der Drogentoten um 40 Prozent zurückgegangen sei. Wenn man
nun Wien herausrechne, dann
sei in den anderen Bundesländern ein Zuwachs um 20
Prozent zu verzeichnen. Doch
das sei lediglich ein Indikator
für das Ausmaß der Suchtgiftproblematik. (Bernadette Damböck, DER STANDARD Printausgabe 6.9.2002)