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Foto: Reuters/Celi
"Für mich persönlich ist Johannesburg ein sehr positiver Schritt nach vorn", sagt Gordon McInnes, Geschäftsführer der Europäischen Umweltagentur (EUA). Er sei froh darüber, dass international weiter über die Probleme gesprochen wurde; das sei immerhin etwas, so der schottische Wissenschafter am Donnerstag, kurz nach dem Abschluss der Verhandlungen auf dem Weltgipfel in Südafrika, im Gespräch mit dem STANDARD Mit Blick auf die eigenen Aufgaben der in Kopenhagen ansässigen EU-Agentur sei er zufrieden darüber, dass in Johannesburg große Betonung auf die Umweltinformation, auf die systematische Bewertung der ökologischen Entwicklungen und auf die Verwendung von Indikatoren gelegt wurde, so McInnes. Untersucht wird in seiner Umweltbehörde ein breites Spektrum ökologischer Fragen in den 15 EU-Staaten und fast allen Kandidatenländern. In einem internationalen Netzwerk sammelt Kopenhagen Daten über Luftverschmutzung, Energiequellen, Bodenqualität, Abfallwirtschaft oder Gewässerschutz. Ein aktuelles Gutachten behandelt zum Beispiel die Ursachen von Überschwemmungen wie jener im vergangenen August. "Es gibt Fragezeichen über große Staudämme und ihre Wirkungen. Ein Hauptproblem ist aber die Kanalisierung von Flüssen, darauf machen wir in unseren Berichten aufmerksam", sagt der EUA-Direktor. Doch Zahlen, ob und wie zum Beispiel Klimaveränderungen Auswirkungen haben, lägen bisher nicht vor. Der Ausstoß von Treibhausgasen ist trotzdem im Visier der Kopenhagener Agentur. McInnes mahnt: "Die Kohlendioxidemissionen beim Verkehr steigen weiter, während fast alle anderen Sektoren den Ausstoß senken." Die Zunahme des Straßenverkehrs hebe damit die Einsparungen woanders zum Teil wieder auf. "Die EU ist nicht im Zeitplan, was die Kioto-Ziele betrifft - wegen des Verkehrs", sagt der Direktor der Behörde, deren Studie über "Straßengüterverkehr und Umwelt in Bergregionen" eine wichtige Grundlage der EU-Kommission bei ihrer Bewertung der Ökopunkteregelung ist. Auch wenn die EUA selbst nicht Politik macht, sondern nur Fachinformationen bereitstellt, sind ihre Erkenntnisse doch zum Teil politisch. So macht McInnes mit Blick auf die Liberalisierung der Energieversorgung in der EU auf ein Problem aufmerksam: "Die Energiepreise zu reduzieren kann auch negative Effekte auf die Umwelt haben." - Billige Energie verführt nun einmal nicht zum Sparen. Daher hebt McInnes auch die Vorteile hervor, die zum Beispiel eine Energieabgabe nach dem Urteil der EUA für die Vermeidung von Emissionen hat. Die Vereinheitlichung der Energiesteuern wird auf EU-Ebene seit Jahren diskutiert. Am heutigen Freitag wollen die EU-Wirtschafts- und Finanzminister bei einem Treffen in Kopenhagen wieder einmal darüber beraten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 9. 2002)