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Wien - Kulturstadtrat Mailath-Pokorny präsentierte am Mittwoch offiziell den "Generalisten" Wolfgang Kos als designierten neuen Direktor des Historischen Museums der Stadt Wien am Karlsplatz. Wolfgang Kos (53), "ein Ausstellungsmacher, Publizist und urbaner Vordenker, der breite Publikumsschichten gewinnen kann", wird am 1. 4. 2003 sein auf fünf Jahre befristetes Amt antreten und mit Jahresende seine Funktion als leitender Redakteur im Radiosender Ö1 niederlegen. Vorangegangen war der am Dienstag vom Wiener Stadtsenat - mit Ausnahme der Stimmen der FPÖ - fixierten Bestellung eine kleine Farce, die Mailath-Pokorny kreiert hatte und die er in der Pressekonferenz auszuräumen versuchte: Ein Kuratorium der Städtischen Museen war - nach einer Enquete der Kandidaten - um einen Dreiervorschlag gebeten worden. In diesem war Kos nicht enthalten; dessen Konzept hatte den Kulturstadtrat, der an den Vorschlag juristisch nicht gebunden ist, aber am meisten überzeugt. Mailath-Pokorny: "Ich habe nichts anderes gemacht, als meine politische Verantwortung wahrzunehmen. Und das heißt eben manchmal, sich nicht an Ratschläge zu halten". Auch habe er eingehend mit dem Kuratorium gesprochen und weder von diesem noch von den Mitbewerbern gegen die Bestellung eine Klage vernommen. Seinen früheren Satz, er würde sich "natürlich" an den Vorschlag des Kuratoriums halten, sonst sei das ja "eine Augenauswischerei", relativierte der Stadtrat: "Eine Augenauswischerei bringt manchmal auch einen klareren Blick." Ein solcher wäre schon früher zu wünschen gewesen, denn das Konzept, das Wolfgang Kos umrissartig präsentierte, klingt viel versprechend: Öffnung des nicht nur städtebaulich ungut positionierten Museums. Das betrifft nicht nur das Programm von Ausstellungen (stärker Alltags- und Jugendkultur bis in die Gegenwart), sondern auch die Reaktivierung bestehender Sammlungen im Museum: "Etwa die Gemäldesammlung: Biedermeier wäre dann nicht nur Waldmüller, sondern könnte kombiniert werden mit Spielzeug der Zeit." Auch müssten nicht alle Sammlungen permanent präsentiert werden: Eine solchermaßen suggerierte bruchlose Kontinuität der Stadtgeschichte sei ja gar nicht gegeben. Zu entwickeln wären auch Längsschnitte, etwa "Kindheit in der Stadt", "Zuwanderer", "Stadtrand". Und: Ein Stadtmuseum sei kein Heimatmuseum, sondern müsse verknüpft werden mit anderen Städten, darunter nicht nur die prominenten, sondern "auch afrikanische Städte". Neben Großausstellungen sollten auch kleinere Veranstaltungen mit Vortragscharakter stehen. (rire /DER STANDARD, Printausgabe, 12.9.2002)