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Wien – Ein Gläschen in Ehren könnte das Portfolio so vieler Anleger auffrischen: Denn in jedem Fall gibt es eine Rendite – entweder über das Depot oder über den Trinkgenuss. Wem am Ende der Laufzeit die Rendite in Euro nicht hoch genug ist, kann sich für den Wein entscheiden, also die edlen Tropfen einfach selbst trinken.

Spezialitäten ins Depot, hieß das Stichwort der Hypovereinsbanktochter Blue Capital, als sie 1999 erstmals einen Weinfonds auflegte. Ende September soll der mittlerweile vierte folgen, die Nachfrage boomt. Spezialitäten, das sind für die Deutschen rote Bordeauxweine. Sie setzen auf die Top 100 der Châteaux. Das Investment hört sich einfach und sicher und vor allem transparent an: Pro Château und Jahr werden maximal zehn Prozent des Fondsvolumens investiert. Zudem kann ein Anleger in Weine anderer Anbaugebiete und Jahrgänge investieren. "Fällt der Jahrgang nicht so gut aus, haben wir eine Alternative", meint Fondsmanagerin Nanette Hoppe.

Weinliebhaber tun sich zusammen

Zur Idee dahinter: Weinliebhaber tun sich zusammen und bekommen über Zwischenhändler erstklassige und hochpreisige Weine. Ein Profi kauft ein und verkostet den Wein noch aus dem Fass, was dem Privaten vorenthalten bleibt. Und: Der Wein wird in den Jahren der Laufzeit des Fonds sachgemäß gelagert.

Für die Qualität bürgt außerdem die Einstufung. So nimmt Blue Capital praktisch nur absolute Topweine ins Depot auf, was heißt: Die Weine müssen mit mindestens 85 so genannten Parker-Punkten bewertet sein. Diese vergibt der amerikanische Weinguru Robert M. Parker. 100 Punkte sind die Obergrenze. Die Weine für das letzte BlueCapital-Weindepot wurden 2000 und 2001 gekauft. Die Laufzeit geht bis 2008. Dann wird der Wein ausgeliefert. Das Volumen liegt bei 1,8 Mio. Euro. Mindestanlage: 10.000 Euro. Voraussichtliche Rendite: bis zu 100 Prozent, bezogen auf die Endlaufzeit.

In Österreich nicht zugelassen

Ein Wermutstropfen bleibt für österreichische Anleger: Hierzulande sind die deutschen Weinfonds nicht zugelassen. Wer investieren will, muss ein Depot in Deutschland eröffnen. Hoppe schließt jedoch nicht aus, dass der Fonds bald angeboten werden könnte.

Jan-Erik Paulson verspricht den Anlegern mit seinen Fonds (Paulson Rare Wine) noch höhere Gewinnchancen. Er ist überzeugt von der Weinanlage als "hervorragender Alternative zu gängigen Anlageformen". Zudem meint er: "Der Marktpreis von etablierten ,Klassikern' ist über die vergangenen 30 Jahre im Verhältnis zum Dax um mehr als das Zehnfache gestiegen." Wer am deutschen Aktienmarkt investiert ist, wird sich die Augen reiben.

Stolze Renditen

Paulson meint außerdem – und da geben ihm die meisten Weinexperten Recht -, die Nachfrage nach erstklassigen Weinen steige kontinuierlich und verspreche den Anlegern eine Wertsteigerung ihrer Depotweine von 15 Prozent pro Jahr. Was als Rendite über zehn Jahre zwischen 126 und 176 Prozent ausmache. Wie bei Aktien braucht der Anleger allerdings auch hier gutes Sitzfleisch: Investiert sein muss er grundsätzlich über zehn Jahre, erst dann ist eine Kündigung möglich. (Esther Mitterstieler, DerStandard, Printausgabe, 09.09.2002)