München - Der Milliardenpoker um die Übernahme der insolventen KirchMedia wird etwas länger dauern als geplant. Die Frist für verbindliche Kaufangebote der Interessenten sei vom 10. auf den 12. September verschoben worden, sagte ein Sprecher der KirchMedia am Montag in München. Die zuständige Investmentbank UBS habe sich in Abstimmung mit den Bietern aus verfahrenstechnischen Gründen zu der Verlängerung entschlossen. Damit haben die Interessenten offiziell zwei Tage länger Zeit, ihre abschließenden Gebote für das Kerngeschäft des zusammengebrochenen Kirch-Imperiums abzugeben. Auch für den einstigen Firmenchef Leo Kirch läuft die Zeit beim Verkauf seiner Beteiligung am Axel Springer Verlag. Trotz der ablehnenden Haltung im Gesellschafterkreis der WAZ sehe Kirch noch immer Chancen für einen Verkauf der 40-prozentigen Beteiligung an die Essener Mediengruppe, hieß es im Umfeld des Medienunternehmers. "Er verhandelt bis zur letzten Sekunde." Zwar habe sich ein Teil der WAZ- Gesellschafter gegen den Einstieg bei Springer ausgesprochen. Eine endgültige Entscheidung sei aber wohl noch nicht gefallen. Die WAZ bekräftigte, derzeit gebe es wegen der ablehnenden Haltung zweier Gesellschafter keine Grundlage für einen Einstieg beim Axel Springer Verlag. Um den Kauf von Kirchs 40-Prozent-Paket an Springer zu ermöglichen, müssten alle fünf Anteilseigner der WAZ-Gruppe zustimmen. An diesem Dienstag will Kirch vor dem Landgericht München darum kämpfen, noch bis zum Monatsende über das Paket verfügen und seine Verhandlungen voran treiben zu dürfen. Gelingt ihm dies nicht, könnte das Paket schon an diesem Tag der Deutschen Bank zufallen. In einem nächsten Schritt könnte das Aktienpaket dann an den Schweizer Ringier-Verlag gehen. Ringier-Verlag bestätigt Gespräche mit Springer Ringier-Sprecher Fridolin Luchsinger bestätigte am Montag einen Bericht des "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe), demzufolge es Gespräche zwischen dem Ringier-Verlag und Springer gibt. Die Gespräche hätten am vergangenen Samstag stattgefunden und sollten in dieser Woche fortgesetzt werden. Zum Inhalt der Gespräche wollte er sich nicht äußern. Für die Bieter um die insolvente KirchMedia ist nach Informationen aus Branchenkreisen auch der neue Termin am 12. September keine "behördliche" Frist. Auch gute Angebote, die kurz nach diesem Tag eingingen, hätten noch eine Chance. Durch die Fristverlängerung hat auch ein Konsortium der Verlage Springer, Bauer und Spiegel mit der HypoVereinsbank noch eine Chance, sein bisheriges Angebot nachzubessern. Das Quartett war zwar in der Vorrunde ausgeschieden, hat jedoch die Möglichkeit, durch ein höheres Gebot wieder einzusteigen. In Branchenkreisen wird auch nicht ausgeschlossen, dass sich die Konsortien kurz vor Schluss noch einmal neu formieren oder zum Teil zusammenschließen. Kerngeschäft soll als Ganzes erhalten bleiben Die neuen Geschäftsführer der KirchMedia wollen das Kerngeschäft nach Möglichkeit als Ganzes erhalten. Nach der Vorauswahl unter den unverbindlichen Angeboten waren drei Bieter übrig geblieben. Das höchste Gebot soll mit 2,6 Mrd. Euro der US-Medienunternehmer Haim Saban mit dem französischen Medienkonzern TF1 abgegeben haben. Auf Platz zwei soll ein Konsortium der Altgesellschafter mit der Investmentbank Lehman Brothers, der Kingdom Holding des saudi-arabischen Prinzen Walid und dem Handelskonzern REWE mit einem Gebot von 2,5 Mrd. Euro stehen. Danach folgt angeblich ein Konsortium aus Commerzbank und dem Hollywood-Studio Columbia mit einem Angebot von 2,3 Mrd. Euro. (APA/dpa)