Ashcroft: Hinweise auf Anschläge in Nahost - Bush: Keine Gefahr innerhalb der USA - Cheney an geheimen Ort gebracht
Redaktion
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New York/Washington/Moskau - Nach den Worten von US-Präsident
George W. Bush liegen zum Jahrestag der Anschläge am 11. September
keine Hinweise auf ein Attentat in den USA vor. Bush sagte am
Dienstag, für die USA sei von keiner spezifischen Gefahr auszugehen.
Zuvor hatte Justizminister John Ashcroft gesagt, neueste Hinweise auf
mögliche Selbstmordattentate beträfen US-Einrichtungen in Nahost.
Bush bestätigte, dass diese Hinweise in ihrer Art jenen entsprächen,
die im vergangenen Jahr vor dem 11. September eingegangen seien.
Details nannte er nicht.
Alarmstufe "Orange"
Nach den Hinweisen auf neue
Anschlagspläne wurde erstmals die Alarmstufe "Orange" ausgelöst. Dieser Alarm wurde am Dienstag erstmals seit Einführung der
fünfstufigen Farbenskala für das Ausmaß der Terrorgefahr ausgerufen.
Bisher galt allgemein die erhöhte Warnstufe "Gelb". Die Alarmstufe
Orange wird bei "großer Gefahr" eines Anschlags verhängt.
Um die Hauptstadt Washington ließ das Verteidigungsministerium
Luftabwehrraketen stationieren. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
ordnete an, alle Raketenabschussrampen rund um die Hauptstadt mit
Boden-Luft-Raketen zu bestücken. Den Angaben zufolge werden
wärmegelenkte Stinger-Raketen auf Militärfahrzeugen sowie das Lenk-
und Einsatzsystem "Avenger" verwendet. Zugleich versuchte das
Pentagon zu beruhigen: "Das ist keine Reaktion auf eine spezielle
Gefahr. Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme."
Bereits seit Freitag wird der Luftraum über den wichtigsten
US-Großstädten verstärkt überwacht. Die Luftfahrtbehörde FAA sperrte
für Mittwoch den Luftraum über New York, Washington und Somerset bei
Shanksville im Bundesstaat Pennsylvania - den drei Schauplätzen der
Terroranschläge vor einem Jahr. Jagdbomber und Hubschrauber sollten
den Luftraum kontrollieren.
Cheney an geheimen Ort gebracht
Aus Sicherheitsgründen wurde Vizepräsident Dick Cheney an einen
geheimen Ort gebracht. Er muss die Regierungsgeschäfte übernehmen,
falls Präsident George W. Bush etwas zustoßen sollte. Cheney war
bereits am Montag an einen geheimen Ort gebracht worden. Er kehrte
Dienstag früh kurz ins Weiße Haus zurück, wurde dann aber wieder an
einen geheimen Ort gebracht.
Weltweites Gedenken
In den USA
sowie fast allen Teilen der Welt wird am Mittwoch der mehr als 3.000
Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gedacht. Den Anfang
machten bei Tagesanbruch Australien und Neuseeland, wo an vielen
Orten die US-Flagge auf Halbmast gesetzt wurde. In den USA wurden
zahlreiche Gedenkveranstaltungen unter strengsten
Sicherheitsvorkehrungen vorbereitet.
Trauerfeier
Höhepunkt der Gedenkveranstaltungen wird die Trauerfeier am Ground
Zero in New York sein. Neben dem Gedenken an die mehr als 2.800 Toten
nach dem Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers und der
Würdigung der Helfer stehen die Besinnung auf Grundwerte wie Freiheit
und Toleranz im Mittelpunkt. Präsident Bush will sich aus New York
mit einer Fernsehrede an die Nation wenden. Als provisorisches
"Denkmal" wurde am Ground Zero ein Zaun eröffnet, an den Schilder zur
Erinnerung an die Opfer angebracht wurden.
Russlands Symphatie
Anlässlich des Jahrestags brachte Russlands Präsident Wladimir
Putin Bush die Sympathie und Unterstützung Russlands für die USA zum
Ausdruck. Die Zeit heile zwar alle Wunden, aber es gebe Dinge, die
man nicht vergessen könne und nicht vergessen dürfe, sagte Putin in
einem Telefonat. Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau rief zum
Kampf gegen Gewalt und Intoleranz auf. Außenminister Joschka Fischer
forderte, aus der Erfahrung der Anschläge müsse ein weltweites System
kooperativer Sicherheit neu gestaltet werden.
Paris
In Paris erhellten schon Dienstagabend zwei Lichtsäulen zur
Erinnerung an die Anschläge den Himmel. Doch die Sympathie der
Franzosen für die Amerikaner ist nicht ungetrübt. Nach einer Umfrage
im Auftrag der Zeitung "Le Monde" hält die Mehrheit der Franzosen die
USA für machthungrig und imperialistisch. Auf die Frage nach den
wichtigsten Merkmalen Amerikas nannten nur 20 Prozent "Freiheit",
während 73 Prozent "Macht" und 43 Prozent "Reichtum" antworteten. 39
Prozent haben an, Sympathie für die USA zu emfinden, zwei
Prozentpunkte weniger als im Mai 2000. (APA)
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