International
Weltweite Trauer
EU-Regierungschefs: "Weiterhin für gerechte internationale Ordnung, die Frieden und Wohlstand für alle anstrebt"
New York/Wien - Weltweit haben die Menschen am
Mittwoch der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New
York, Washington und Pennsylvania gedacht. Für 8:46 Uhr Ortszeit
(14:46 MESZ) ist der offizielle Beginn der Trauerfeierlichkeiten in
New York mit US-Präsident George W. Bush geplant. In dieser Minute
war im vergangenen Jahr das erste entführte Flugzeug in den Nordturm
des World Trade Centers gerast. Als erster ausländischer Staatschef
sprach der russische Staatschef Wladimir Putin dem US-Präsidenten
telefonisch sein Mitgefühl aus. Auch Österreichs Bundespräsident
Thomas Klestil gedachte in Wien gemeinsam mit Vertretern des
Diplomatischen Corps und Repräsentanten der Religionsgemeinschaften
der Toten. Die EU hob in einer Erklärung zum Jahrestag ihren unbedingten
Willen zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus hervor. "Wir
werden dabei auch weiterhin an der Seite der USA und aller anderen
Staaten stehen und eine gerechte internationale Ordnung aufbauen, die
Frieden und Wohlstand für alle anstrebt", hieß es in dem gemeinsamen
Text der EU-Staats- und Regierungschefs. Der 11. September habe
gezeigt, dass "Sicherheit und Demokratie niemals selbstverständlich
sind und aktiv und ständig verteidigt werden müssen".
UNO-Generalsekretär Kofi Annan rief die Weltgemeinschaft zur
Einigkeit im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf. Vor dem
Europarat in Straßburg wehte als Symbol der Solidarität die
amerikanische Flagge. Europarat-Generalsekretär Walter Schwimmer
forderte beim Kampf gegen den Terrorismus die Wahrung von Demokratie,
der Menschenrechte und des Völkerrechts.
Vor rund 100 Diplomaten und Vertretern der christlichen, jüdischen
und islamischen Glaubensgemeinschaften beklagte Klestil, dass vor
genau einem Jahr die "Hoffnung auf ein neues Jahrhundert der
Aussöhnung, des Friedens und des Wohlstandes" buchstäblich in Schutt
und Asche versunken sei. Dennoch dürfe die Sorge um die Sicherheit zu
keinem Gefängnis werden, in das man sich selbst einschließt. Der
Apostolische Nuntius in Wien, Donato Squicciarini, betonte, dass der
11. September 2001 "ein Tag des Schreckens und verabscheuungswürdiger
Gewalt war". Er erinnerte an die Weltfriedensbotschaft von Papst
Johannes Paul II., der den Weltfrieden als "Werk der Gerechtigkeit
und der Liebe" bezeichnet hatte.
Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) warnte in New York:
"Massenvernichtungswaffen kennen keine Grenzen, daher soll auch
unsere Wachsamkeit und Bereitschaft, unsere Werte zu verteidigen,
ebenso grenzenlos sein". Österreich werde weiterhin ungebrochen
seinen Beitrag zur Bekämpfung des Terrors sowie zur Beseitigung
seiner Nährböden leisten.
In Berlin nahmen Bundespräsident Johannes Rau, Bundestagspräsident
Wolfgang Thierse, Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie der
amerikanische Botschafter Daniel Coats an einem ökumenischen
Gottesdienst teil. Deutschland werde nach Worten des Bundeskanzlers
weiterhin entschlossen in der Koalition gegen den internationalen
Terrorismus kämpfen. Diese Koalition dürfe nicht zerbrechen, denn zu
einem dauerhaften Frieden sei es noch ein weiter Weg.
Der britische Außenminister Jack Straw verlas am Dienstag Abend
eine Botschaft von Königin Elizabeth II. "Die tödlichen Angriffe des
11. September mögen Freiheit, Unschuld und andere uns teure Werte
bedroht haben, aber sie haben uns auch zu Dankbarkeit, Nächstenliebe
und Mut inspiriert", hieß es in der Botschaft.
Der französische Staatspräsident Jacques Chirac bekräftigte die
Solidarität der Franzosen mit dem amerikanischen Volk im Kampf gegen
den internationalen Terrorismus. Bei einer kurzen Gedenkzeremonie
sagte Chirac: "Wir wollen die Barbarei und die Kräfte des Hasses
unaufhörlich bekämpfen."
Vor Tausenden von Gläubigen in Rom verurteilte auch Papst Johannes
Paul II. jede Form von Terrorismus. Zugleich mahnte er, dass
"skandalöse Ungerechtigkeit und Unterdrückung ... unkontrollierbare
Explosionen der Rachsucht fördern".
Aus Sorge vor weiteren Anschlägen hatte die US-Regierung vor dem
Jahrestag die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Der Luftraum über
New York, Washington und Somerset im Bundesstaat Pennsylvania - den
drei Schauplätzen der Terroranschläge vor einem Jahr - blieb
gesperrt. Mehrere US-Vertretungen in Asien und dem Nahen Osten wurden
vorsorglich geschlossen. (APA/AP/dpa)