Österreich
"Ein Drittel der Männer neigt zur Vergewaltigung"
Kongress zu sexuellem Missbrauch zeigt Pfad, der zu Missbrauch führt
Wien - "Ein Drittel der Männer neigt zur Vergewaltigung" -
dieses nicht gerade schmeichelhafte Zeugnis stellte Robert Prentky,
Director des Research Justice Resource Institute in Bridgewater
(Massachusetts), am Donnerstag seinen Geschlechtsgenossen aus.
Beim Kongress zu Sexuellem Missbrauch und sexueller Gewalt im Wiener
AKH skizzierte der Fachmann den "Pfad", der zu einem derartigen
Fehlverhalten führt.Drei Ansätze
Eigentlich gibt es dafür drei Ansätze, wie der Experte unter
Berufung auf verschiedene Studien ausführte: Impulsivität und
Antisozialität, verbunden mit der felsenfesten Überzeugung, dass der
Mann einen Anspruch auf sexuelle Befriedigung hat, sozusagen als
"Geburtsrecht", dazu kommt dann noch eine "Hypermaskulinität". Der
zweite Weg schließt ebenfalls ein falsches Rollenbild ein, wird aber
noch durch einen starken Sexualtrieb mit hoher Ventilfunktion
"ergänzt". Der dritte Ansatz entstammt aus einem emotionalen Desaster
und hat auf Grund seiner Bindungsunfähigkeit und Selbstsüchtigkeit
Präferenzen für unpersönlichen Sex.
Aufmerksamkeitsdefizite
Alle diese negativen Ausprägungen einer Persönlichkeit sind vor
allem auf Aufmerksamkeitsdefizite zurückzuführen, führte Prentky aus.
Neueste Studien weisen auch darauf hin, dass Kindesmissbrauch
permanente Gehirnschäden hervorrufen kann, vor allem in den
limbischen Strukturen. Die Opfer sind dann sozial und emotional
gehandicapt. Die Gesellschaft erntet, was sie gesät hat - "nämlich
wie sie ihre Kinder erzogen hat", zitierte der Wissenschafter einen
Kollegen.
Eigener Missbrauch in Kindheit
Eine ähnliche Vorgeschichte hat auch eine in der Öffentlichkeit
kaum wahrgenommene Gruppe: Frauen als Sexualtäter. Diesen widmete
sich Julia Hislop vom Children's Hospital of the King's Daughters an
Eastern Virginia Medical School in Norfolk. Aus den wenigen
verfügbaren Untersuchungen scheint sich herauslesen zu lassen, dass
die Mehrzahl dieser Frauen selbst in ihrer Kindheit missbraucht
wurden.
Zudem haben sie in der Mehrzahl der Fälle psychologische
Probleme, Schwierigkeiten mit ihrer sexuellen Ausrichtung und waren
unfähig, auf diesem Gebiet Grenzen zu ziehen. Viele von ihnen
handelten zudem nicht alleine, sondern mit ihrem Partner oder
Partnerin. Laut Hislop ist nur eine ganz geringe Anzahl bereit, über
die Taten zu sprechen. Entsprechend nicht repräsentativ seien die
Studien - auch wegen der geringen Anzahl von Fällen. Leider war
deswegen auch ihr Vortrag nur wenig aussagekräftig. (APA)