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Foto: APA/dpa/Kay Nietfeld
Die milliardenhoch verschuldete France Telecom will ohne ihren bisherigen Konzernchef Michel Bon und die Beteiligung am deutschen Mobilfunkanbieter MobilCom den Weg aus der Krise suchen. Frankreichs Finanzminister Francis Mer kündigte am Freitag für Anfang Oktober einen Rettungsplan für den halbstaatlichen französischen Telekomkonzern an. Insolvenz droht Auch die Suche nach einem Nachfolger für die Konzernspitze werde voraussichtlich drei Wochen in Anspruch nehmen, erklärte Bon. Von der MobilCom-Entscheidung, die für den deutschen Mobilfunker voraussichtlich die Insolvenz bedeutet, erwartet Mer keine diplomatischen Verwerfungen mit der deutschen Bundesregierung. Der französische Staat hält an der France Telecom gut 55 Prozent. Viereinhalbstündige Sitzung Nach einer viereinhalbstündigen Sitzung des Verwaltungsrats teilte der Konzern in der Nacht zum Freitag mit, Bon habe seinen Rücktritt angeboten. Dem Rundfunksender RTL sagte Mer heute Morgen, mit einem neuen Management wolle France Telecom ihre Glaubwürdigkeit an den Märkten wiederherstellen. Unter den Kandidaten für die Nachfolge Bons gilt der Vorstandschef des französischen Unterhaltungselektronik-Konzerns Thomson Multimedia, Thierry Breton, als der aussichtsreichste. Schulden höher als Marktwert Bon, der die Geschicke des Konzerns seit dem ersten Börsengang 1997 geleitet hatte, stand für einen aggressiven Expansionskurs, der France Telecom einen Schuldenberg von rund 70 Mrd. Euro - mehr als das Fünffache ihren Marktwertes - beschert hat. Mit seinem Rücktritt folgt Bon bekannten und ehemals renommierten Telekom-Chefs wie Ron Sommer von der Deutschen Telekom oder Peter Bonfield von BT. Über eine mögliche Kapitalerhöhung wurde vom Verwaltungsrat vorerst noch nicht entschieden, Ex-Chef Bon hatte eine Kapitalmaßnahme abgelehnt. Der Konzern hatte Donnerstagabend einen Halbjahresverlust von 12,2 Mrd. Euro bekannt gegeben, Ende Juni saß France Telecom auf einem Schuldenberg von rund 70 Mrd. Euro. Allein für die MobilCom-Beteiligung (28,5 Prozent) wurden 11,1 Mrd. Euro abgeschrieben. An den Märkten war für das Halbjahr sogar noch ein höherer Verlust von 16 Milliarden Euro erwartet worden. 15 Milliarden Euro Kredite im nächsten Jahr fällig Kredite über rund 15 Mrd. Euro sollen schon im nächsten Jahr fällig werden, somit bleibt dem Konzern nach Einschätzung von Analysten kaum eine andere Wahl, als neues Kapital zu beschaffen, vermutlich eben durch eine Kapitalerhöhung. Die französische Regierung sicherte zu, sie sei bereit, France Telecom mit allen Mitteln zu unterstützen, um Finanzierungsproblemen des Konzerns vorzubeugen. An den Märkten wird erwartet, dass sich die Regierung im Falle einer Kapitalerhöhung entsprechend ihres Anteils beteiligen wird. Eine Reduzierung der Staatsbeteiligung wird nicht erwartet. Investoren enttäuscht Insgesamt zeigten sich die Investoren enttäuscht von den Nachrichten, auch wenn aus Sicht des französischen Konzerns der Ausstieg aus MobilCom als positiv betrachtet wurde. "Manche sind enttäuscht, dass sie keine Einigung zum Schuldenabbau erzielt haben", sagte Aktienstratege Jean-Noel Vieille von Aurel Leven. Die Enttäuschung spiegelte sich im Einbruch des Aktienkurses von France Telecom wider. Die Aktien fielen am Vormittag in Paris um fast 15 Prozent auf 9,09 Euro. Der Wert der MobilCom-Aktien hat sich in Frankfurt dagegen mehr als halbiert.(APA/Reuters/AP)