Wien - Die Stimmung an den großen Aktienmärkten hat sich in
der vergangenen Woche noch weiter verschlechtert. An den
internationalen Börsen macht sich zunehmend Krisenstimmung breit.
"Kurssturz und kein Ende", überschreibt die deutsche Commerzbank
ihren aktuellen Wochenrückblick, "Börsen im Teufelskreis" betitelt
die deutsche Nachrichtenagentur dpa ihren Börsebericht von Freitag.
Gründe für die Unruhe sind die weiter drohende Kriegsgefahr über
dem Irak sowie der ungewisse Ausgang der deutschen Wahlen. Viele
Anleger zögen es vor, ihre Positionen glattzustellen bzw. geplante
Käufe auf nach den Wahlen zu verschieben, heißt es am Markt. Gewinnt
Schröder, könnten kurzzeitig die Aktien der Deutschen Telekom sowie
Postaktien profitieren, ein Wahlsieg Stoibers würde wohl
Meinungskäufe zu Gunsten der Versorgerwerte auslösen.
Bessere Stimmung nicht in Sicht
Eine nachhaltige Verbesserung der Stimmung ist nicht in Sicht,
zumal auch in der kommenden Woche keine wirklichen positiven Impulse
zu erwarten sind. Wichtigstes Ereignis der nächsten Tage ist die
Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed, die aber aller Voraussicht
nach ihre Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau belassen wird. "Auf
Grund fehlender positiver Impulse von Unternehmensseite ist vorerst
mit einer Fortsetzung der Abwärtsbewegung zu rechnen", erwarten die
Analysten der Erste Bank in Wien.
Die Börsensituation insbesondere in Deutschland ist ernster, als
es in der Analysten-Fachsprache auf den ersten Blick aussieht: "Dax
und Nemax in intakter Abwärtsbewegung", heißt es im wöchentlichen
Börsenausblick der Erste Bank vom Freitag. Der große Abstand zu den
Durchschnittslinien lasse einen "Rebound" (Aufschwung) erwarten,
heißt es fast optimistisch.
Dax büßt mehr als neuen Prozent ein
Die Realität ist trüber: Der Leitindex Dax hat in den vergangenen
fünf Handelstagen mehr als 9 Prozent seines Wertes eingebüßt und
liegt auf dem tiefsten Stand seit 1997 Jahren. Der Nemax-50 ist nach
einem weiteren Verlust von 8 Prozent auf dem tiefsten Stand aller
Zeiten angekommen. Allianz ist auf ein Zehn-Jahres-Tief gestürzt,
während MLP nach einem Verdacht auf Insiderhandel den größten
Wochenverlust in die Scheune fuhr. In den USA fielen die Kurse auf
den tiefsten Stand seit sechs Wochen.
In Japan hat der Nikkei-225 die verkürzte Handelswoche um 0,7
Prozent leicht im Plus beendet. Zum großen Teil geht das auf einen
sprunghaften Anstieg der Bankentitel zurück, die von angekündigten
Hilfsmaßnahmen für den angeschlagenen Bankensektor profitieren
konnten. Notenbankpräsident Hayami hatte angekündigt, die Bank of
Japan werde den Kommerzbanken Aktienstände abkaufen, um so eine
neuerliche schwere Krise des Sektors zu verhindern. Banken wie
Sumitomo Mitsui (+14,6 Prozent) oder UFJ Holdings (+11,8 Prozent)
zählten denn auch zu den Wochensiegern in Tokio. Auch in der
kommenden Woche werden Aussagen über allfällige Kapitalmarktreformen
im Blickpunkt der Anleger stehen. (APA)