Linz - Eine erste detaillierte Bilanz des August-Hochwassers legte am Montag die oberösterreichische Landesregierung vor. Nach diesem 20 Seiten umfassenden Bericht belaufen sich allein die Sachschäden auf fast eine Milliarde. Euro. Mehr als 2.000 Menschen wurden von den Einsatzkräften in Sicherheit gebracht, in 29 Fällen handelte es sich um echte Lebensrettungen. Beim Katastrophenfonds gingen bis jetzt 18.500 Anträge um Soforthilfe ein, rund 15.000 davon wurden bereits erledigt, allein auf diese Weise flossen 60 Millionen Euro an die Hochwasseropfer.Bereich Privathäuser größter Betrag Die größten "Brocken" unter den Schäden sind 350 Millionen Euro im Bereich von Privathäusern, weitere 320 Millionen Euro bei Betrieben. 110 Millionen Euro betragen die bisher ermittelten Schäden bei Straßen, Brücken und Gebäuden des Landes, ebenfalls weitere 110 Millionen Euro an Schäden gibt es bei der Infrastruktur von Gemeinden. Bei den Schutz- und Siedlungswasserbauten belaufen sich die Schäden auf rund 50 Millionen Euro, elf Millionen Euro sind bei landwirtschaftlichen Kulturen zu beklagen. Laut Landeshauptmann Josef Pühringer (V) kommen zu der fast einer Milliarde Euro Sachschaden noch die "indirekten" Hochwasserfolgen dazu, etwa durch Betriebsunterbrechungen, durch entgangene Aufträge und Einnahmen von Betrieben oder auch durch das Ausbleiben von Touristen im Fremdenverkehr. Bilanz der Einsatzkräfte Eine "Bilanz" - zum Teil noch unvollständig - gibt es auch von den Einsatzkräften: Die Freiwilligen Feuerwehren des Bundeslandes hatten 58.500 Mann - und Frauen - im Hochwassereinsatz, es wurden fast 900.000 Arbeitsstunden geleistet. Das Rote Kreuz schickte 4.400 Leute insgesamt 212.000 Stunden an die Hochwasserfront. Das Bundesheer war mit 4.700 Mann im Einsatz, Gendarmerie und Polizei boten 1.100 Beamte auf. Fix ist inzwischen, dass das Land Oberösterreich vorerst 207 Millionen Euro als "Hochwasser-Budget" bereitstellt, gab Pühringer bekannt, "das bedeutet etwa acht bis zehn Millionen Euro weniger an Zinseneinnahmen für das Land". In den zuständigen Ressorts des Landes werden derzeit auch die Einsatz- und Katastrophenmaßnahmen vor dem Hintergrund der Erfahrungen der "Jahrtausendflut" vom August überprüft und, wenn notwendig, angepasst. Pühringer: "Das Katastrophen-Management hat gut funktioniert, trotzdem werden die Alarm- und Einsatzpläne zu überprüfen sein." Konsequenzen Landeshauptmann-Stellvertreter Erich Haider (S) sprach sich dafür aus, im Bereich der Prognose- und Vorwarnsysteme Konsequenzen aus dem jetzigen Hochwasser zu ziehen. Das gelte auch für die Handynetze, "diese waren völlig überlastet, nur jeder zehnte Anruf kam durch". Wasser-Landesrat Hans Achatz (F) kündigte eine Überprüfung unter anderem der Wehrbetriebsordnungen an, ebenso Maßnahmen im Bereich der Schutzbauten wie vor allem die Realisierung des Machland-Dammes. Landesrat Walter Aichinger (V) stellte eine Überarbeitung der Katastrophenschutzpläne auch auf Gemeindeebene in Aussicht. Landesrat Josef Ackerl (S) verwies im besonderen auf die Hochwasserfolgen im Bereich der Gemeinden: allein in Steyr belaufen sich die Schäden auf sechs Mill. Euro, davon 1,4 Mill. beim bekannten "Museum Arbeitswelt" im Wehrgraben. (APA)