Deutschland
Noch ein Nazi-Vergleich: Wirbel um Berliner CDU-Chef
Christoph Stölzl vergleicht Wahlergebnis mit Erdrutsch-Sieg der NSDAP
Berlin - Nach dem Wirbel um den Bush-Hitler-Vergleich
der zurückgetretenen Justizministerin Hertha Däubler-Gmelin hat der
Berliner CDU-Landesvorsitzende Christoph Stölzl mit einer ähnlichen
Aussage für Empörung gesorgt. Der Christdemokrat bezeichnete am
Montag den Ausgang der Bundestagswahl als "Unglück" und stellte sie
in Zusammenhang mit dem Erdrutsch-Sieg der NSDAP 1931/32. Die SPD
verlangte Stölzls Rücktritt als Vizepräsident des Landesparlaments. Stölzl sagte laut Berliner Inforadio, eine Fortsetzung der
rot-grünen Koalition im Bund sei "ein Sieg der Unvernunft über die
Vernunft. (...) Die Deutschen haben immer Unglück gehabt, wenn sie
sich irrationalen Stimmungen hingaben oder sich mit
Propaganda-Phrasen in Gang bringen ließen. Das war 1914 so, das große
Unglück der Erdrutsch-Wahlen von 1931/32 war so - und sie waren immer
im Glück, wenn sie nüchtern waren." Er hoffe sehr, dass sich die
Nüchternheit wieder durchsetze.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus,
Michael Müller, riet der CDU, Stölzl auch zum Rücktritt als
Landeschef zu bewegen. Stölzl habe "seinen politischen Verstand"
verloren. Er verstoße gegen die demokratische Grundregel, den
Wahlsieg der politischen Konkurrenz anzuerkennen. Die Äußerung sei
eine Beleidigung der Wähler. Auch der SPD-Landesvorsitzende Peter
Strieder sprach von einem unglaublichen Vorgang, "der als Kommentar
zu einer demokratischen Wahl sicher ohne Beispiel ist".
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Wolfgang Wieland, forderte
eine Entschuldigung des CDU-Politikers für den "unsäglichen
Vergleich". Sollte er dies verweigern, müsse er das Amt des
Parlamentsvizepräsidenten niederlegen.
(APA/AP)