"Ich mache jetzt einen MBA. In den USA." Klingt für WU-Absolventin V. ziemlich gut. Ihre Firma zahle mit, stelle sie dafür frei. Ein Jahr American Way of Business Life.Das war vor einem halben Jahr. V. ist noch immer in Wien. Die Idee vom MBA - "Ja, schon, aber ..." Gescheitert am hohen Aufwand. Gescheitert am mangelnden Durchhaltevermögen ihrer selbst. Die Studentin war und ist kein Einzelfall. Karin Riegler, Bildungsberaterin bei der "Austrian-American Educational Commission" (Fulbright), weist immer wieder darauf hin, dass ein MBA nicht einfach zu erlangen ist. Alleine die Vorbereitungen für den "Master of Business Administration", jene Ausbildungsform, die 1900 an der Stanford University (Kalifornien) und am Dartmouth College, New Hampshire, gegründet wurde, seien enorm. Bewerbung nur direkt Der Weg zur Zulassung führe nur direkt über die hiesigen Business-Schools. "Das heißt, erstmal herausfinden, welcher MBA wo angeboten wird, ob man überhaupt die Voraussetzungen mitbringt, um genommen zu werden." Es gebe keine zentrale Anlaufstelle für die rund 500 existierenden Programme. Die damit einhergehende Bürokratie - Formulare, Bestätigungen, Zeugnisse - ist für "Nonresidents" ein gewaltiger Aufwand, der von Österreich aus zu betreiben ist. Da es auch Aufnahmetests gibt, wird der eine oder andere Bewerber auch hinfliegen müssen - darauf machen einschlägige Webpages (siehe Webtipp) aufmerksam. Durchhaltevermögen Das Durchhaltevermögen wird auch in anderer Hinsicht noch viel mehr auf die Probe gestellt: finanziell. Einen Businessmaster machen zu wollen muss man sich leisten können. Beraterin Riegler schätzt die Kosten "an den teuren Privatunis an der Ost-und Westküste für Studieren und Wohnen auf 50.000 Dollar" im Jahr. An öffentlichen Universitäten außerhalb der Großstädte komme man um ein Drittel günstiger davon. "Careerdynamo", eine Homepage, auf der ein detaillierter Überblick über MBA-Studien gegeben wird, verweist auf einen oft vergessenen Aspekt: den Einkommensverlust während der Ausbildung. Das bezögen viele vor Studienbeginn nicht in ihre Überlegungen mit ein. Es ist kaum möglich, während der intensiven Ausbildung zu arbeiten. Wer nicht gesponsert wird, in Österreich Stipendien der Fulbright-Commission oder des Bildungsministeriums bekommt, muss über einen guten finanziellen Polster verfügen, um sich das Studium mit dem angeblich so hohen Karrierefaktor leisten zu können. Der Name entscheidet Legendär sind die Geschichten von MBA-Absolventen und ihren fantastischen Karrierewegen. In den USA genauso wie in Europa. Entscheidend ist, von welcher Business-School der Abschluss stammt. Da stehen in sämtlichen Rankings (eines der aufwändigsten betreibt Business Weekly; testet sogar "Familienfreundlichkeit") seit Jahren die gleichen Namen on top: Harvard, Stanford, Dartmouth, Pennsylvania-Wharton School, das Massachussets Institut for Technology (MIT) oder Emory in Atlanta. Allerdings stellt Riegler "auch in der Ausbildung Moden" fest. Und da wird der MBA in Österreich derzeit spärlich nachgefragt. Vielleicht auch wegen des zu bewältigenden Aufwands. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe vom 21./22.9.2002)