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apa/epa/rellandini
Mailand - Luxus ist zurzeit nicht gefragt. Dies bekommt auch Italiens Modeindustrie zu spüren. So verzeichnete der Florentiner Modekonzern Gucci über 50 Prozent Gewinnrückgang aufgrund schwacher Nachfrage. Auch bei Prada sieht die Situation keineswegs rosig aus, und die börsennotierte Modeholding Finpart, die erst im Vorjahr den Nobelschneider Cerruti übernahm, hat Finanzschwierigkeiten.

Die Aktien führender Luxuswarenhersteller von Bulgari bis zu Marzotto / Hugo Boss haben in den letzten Monaten Kurseinbrüche zwischen 40 und 50 Prozent erlitten. Nun versucht die Regierung der Modeindustrie unter die Arme zu greifen. Denn diese hat mit einem Umsatz von 71 Mrd. Euro und rund 800.000 Beschäftigten einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert in Italiens Volkswirtschaft inne.

Junge StilitInnen fördern

"Wir wollen vor allem die jungen Stilisten fördern", sagte der Staatssekretär im Indus- trieministerium, Mario Val- ducci, zum STANDARD und bestätigte neue Unterstützungsmaßnahmen im Haushaltsgesetz 2003. "Neue Talente" erhalten Zuschüsse für Modeschauen im Wert von insgesamt 2,5 Mio. Euro. Des Weiteren sind 45 Mio. Euro für EDV-Ausstattung im Modesektor vorgesehen. "Auch wird der Kampf gegen Raubkopien und Schwarzarbeit durch detaillierte Maßnahmen verschärft", versprach Valducci die Konkurrenzfähigkeit zu verbessern.

"Luxus ist out, die Nachfrage geht zum Hochwertsegment", kommentierte Paolo Zegna, CEO des Textil- und Bekleidungskonzerns Ermengildo Zegna den gegenwärtigen Trend. Mit 700 Mio. Euro Umsatz, Spezialisierung auf hohe Qualität und neuem Total-Look (Zegna steigt auch in die Schuh- und Accessoire-Mode ein) behauptet sich der Konzern besser als die Konkurrenz. Erholungssignale kommen zurzeit vor allem aus Asien, meinte Zegna. Auch Stardesigner Giorgio Armani kann nicht klagen. Er schloss das erste Halbjahr 2002 mit einem Umsatzplus von fünf Prozent auf 653 Mio. Euro ab. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um elf Prozent auf 130 Mio. Euro, und die Ebitda-Marge nahm von 19,3 Prozent 2001 auf 19,9 Prozent zu.

Mono-Marken-Strategie

Im Vergleich dazu lag die Ebitda-Marge bei der französischen LVMH-Gruppe im ersten Halbjahr 2002 bei 14,4 Prozent. Grund für den Armani-Erfolg ist nicht nur der Qualitätstrend, sondern auch seine Mono-Marken-Strategie und die Diversifikation. Erst kürzlich hat Armani seine "A-Süßwaren" präsentiert. Im kommenden November soll die erste Schmuckwarenkollektion vorgestellt werden. Noch besser als Armani schneidet der italienische Hersteller von Luxusschuhen und Lederwaren Tod's ab, deren Ebitda-Marge sich im ersten Halbjahr 2002 auf 24,8 Prozent erhöhte. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand/DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2002)