Zeit
... und alles endete 1938
Neues Buch beschreibt die Lebensgeschichten von fünf jüdischen Großfamilien
Wien - Was hatten der Regisseur und Filmproduzent Joe May
("Das indische Grabmal", Anm.), die Schauspielerin Hedy Lamarr und
die Hirtenberger Munitionsfabrik gemeinsam? Marie-Theres Arnbom
erklärt diese und andere Zusammenhänge in dem Buch "Friedmann,
Gutmann, Lieben, Mandl und Strakosch - Fünf Familienporträts aus
Wien." Sie berichtet vom Leben und Wirken jüdischer Großfamilien bis zu
deren abrupten Ende im Jahr 1938. Die Familie Strakosch war der Musik zugetan, erfährt der Leser.
Moritz, Max und Ferdinand waren in der zweiten Hälfte des 19
Jahrhunderts Impresari, Manager und Operndirektoren. Von Stockholm
bis Triest und an der amerikanischen Ostküste hatten sie alle
Opernhäuser fest im Griff. In der zweiten Generation gründete Edgar
Strakosch das Opernhaus in Baltimore. In der Dynastie findet sich
aber auch Sir Henry vulgo Heinrich Strakosch, der einer der
einflussreichsten Währungspolitiker in England war.
Die Familie Lieben war der Forschung zugetan, beschreibt die
Autorin. Eine für Telefon und Rundfunk bahnbrechende Erfindung war
die Lieben-Röhre, entwickelt von Robert Lieben. Der Chemiker Adolf
Lieben wird sogar Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Die
Frauen der Dynastie hatten auf andere Art Umgang mit den Gelehrten.
Helene Auspitz-Lieben und Anna Lieben-Todesco zählten zu den ersten
Patientinnen Sigmund Freuds.
Hedy Lamarr - mit richtigem Namen Hedy Kiesler war mit dem
österreichischen "Munitionskönig" und Direktor der Hirtenberger
Munitionsfabrik, Fritz Mandl, verheiratet. Aus dieser Familie stammt
auch der Entdecker von Fritz Lang, Joe May - bürgerlich Julius Mandl. (APA)