Der britische Regisseur Jonathan Glazer, vormals Werbefachmann und Produzent von Pop-Promos für Bands wie Radiohead, setzt in seinem Filmdebüt Sexy Beast öfters auf solche drastischen Einlagen - die einen durchaus vorhandenen Milieurealismus ins Surreale überhöhen. Dabei ist der Fels nur ein erstes Zeichen für eine Bedrohung, die erst in Gestalt eines Exkollegen (Ben Kingsley) manifest wird: Dieser will Gal zu einem letzten Ding überreden. Seine Mittel dafür sind seine Erscheinung - steif und hager sitzt er da, ein Dämon, der mit manischen Redemanövern und plötzlichen Aggressionsschüben sein Gegenüber einzuschüchtern versteht.
Kingsley, als gewaltresistenter Gandhi noch in bester Erinnerung, liefert in dieser Rolle ein Virtuosenstück, für das er unter anderem den Europäischen Filmpreis erhielt. Seine Figur verschwindet dahinter jedoch fast, man sieht vielmehr dem Schauspieler bei der Arbeit zu, der Perfektion, mit der er seine Gesten setzt und Flüche blitzschnell herausschleudert.
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In Großbritannien wurde Sexy Beast in den Himmel gelobt, Vergleiche mit John Boormans defätistischem Thriller Point Blank fielen gar. Das muss wohl erstens an einem gewissen Heimvorteil liegen und zweitens daran, dass man in Glazers Debüt endlich eine Abkehr von der Flut an selbstironischen Genrebeiträgen im Stile von Guy Ritchies Snatch erkennen konnte. Anders als diese ist Sexy Beast von einer finalen Grundstimmung beherrscht, die Figuren wirken wie manieristische Prototypen eines Spiels, an dem sie schon zu lange mitwirken.
Ungewöhnlich an Sexy Beast ist vor allem seine erzählerische Ökonomie: Nicht dem Coup, der zuletzt unter Wasser, durch rhythmische Montagen verkürzt, vorgenommen wird, gilt das eigentliche Interesse, sondern eben der Konfrontation der Gangster im fernen Domizil - ein Psychodrama im Cockney-Slang, das im Blutbad endet.