Washington - Wenn auch die US-Regierung dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein ein Loch im Kopf wünscht, genaue Vorstellungen darüber, was nach ihm kommen soll, gibt es in Washington offensichtlich nicht. Die New York Times zitiert am Mittwoch einen früheren CIA- Analysten mit der Befürchtung, man wisse noch immer nicht, ob man sich "einen netten sunnitischen Militär als Staatschef, der Stabilität garantieren würde" wünscht oder eine echte, aber vielleicht chaotische Demokratie. Die am Dienstag artikulierte Vorstellung von Ari Fleischer, dass das ganze Regime zusammenbrechen wird, wenn Saddam "ein Flugticket" oder "eine Kugel" bekommt, mag stimmen - sicher ist es nicht, da Saddam-Sohn Qusay längst alle Zügel in der Hand hat. Aber selbst wenn die Baath- Diktatur kollabieren würde, ist nicht automatisch anzunehmen, dass die neuen Machthaber im Irak US- freundlich sein würden oder etwa eine andere Haltung Israel und der Palästinenserfrage gegenüber einnehmen würden. Laut New York Times ist es weiters auch nach einem großen Treffen im August nicht gelungen, die Abgründe innerhalb der irakischen Opposition zu überbrücken. Auch innerhalb der US-Regierung ist man sich nicht einig, welche Gruppe zu stützen wäre, im Außenamt und beim CIA hat man große Vorbehalte gegen das oppositionelle Bündnis "Irakischer Nationalkongress" (INC), das von den Hardlinern um Richard Perle im Pentagon gefördert wird. In Kürze soll ein neuer Versuch - eine neue Oppositionskonferenz in Belgien - gestartet werden, auch Geld soll innerhalb des Iraq Liberation Act von 1998 wieder lockergemacht werden. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2002)