Bild nicht mehr verfügbar.

Das Archivbild vom March 2000 zeigt zwei Pakistanische Soldaten bei der Militärparade.

Foto: APA/EPA/ Saeed Khan
Pakistan hat am Freitag erneut einen Raketentest durchgeführt. Der Versuch mit der neuen Boden-Boden-Rakete Shaheen I, die mit einer Reichweite von über 700 Kilometern auch atomare Sprengköpfe weit in indisches Gebiet hineintragen könnte, sei eine "reine Routinesache" gewesen, ließ die Regierung in Islamabad verlauten. Zudem seien alle Nachbarländer, also auch Indien, von dem Test informiert worden. Ein Sprecher des indischen Verteidigungsministerium erklärte indes: "Wir sind nicht übermäßig beunruhigt von dieser Art Raketentest." Er sei ein Versuch der Stimmungsmache vor den Wahlen in der kommenden Woche. Genau drei Jahre nach dem Militärputsch durch General Pervez Musharraf dürfen die Pakistaner wieder wählen. Aber begeistert sind sie davon nicht. Die meisten Menschen glauben, dass der Militärmachthaber Musharraf nach der Parlamentswahl am 10. Oktober die Fäden weiter in der Hand behält - und viele wollen das auch. "Musharraf hat die stillschweigende Zustimmung der Leute", sagt der Medienprofessor Mujahid Mansoori. "Sie bejubeln seine Politik nicht, denn sie kommt von einem Mann in Uniform. Aber gewählten Politikern misstrauen sie noch mehr." Niemand weinte Regierungschef Nawaz Sharif eine Träne nach, als Musharraf ihn 1999 aus dem Amt putschte, selbst der Oberste Gerichtshof billigte die Machtübernahme der Armee. Zugleich trugen die Richter Musharraf aber Parlamentswahlen binnen drei Jahren auf, und dem kommt der General nun nach. Macht gesichert Kaum jemand unter den 135 Millionen Pakistanern glaubt jedoch, dass Musharraf die Macht wirklich teilen wird. Von seinen drei Ämtern (Armeebefehlshaber, Regierungschef und Präsident) will er nur eines abgeben: Die Regierungsgewalt wird in die Hände eines gewählten Politikers übergehen. Der jedoch werde ein Ministerpräsident von Musharrafs Gnaden sein, sagen Beobachter voraus, und auch das Parlament werde der General an der kurzen Leine halten. Vor der Wahl hatte Musharraf seine Macht gesichert. In einer umstrittenen Volksabstimmung ließ er sich als Präsident bestätigen. Die Verfassung änderte er so, dass er das Parlament auflösen kann. (DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.10.2002)