Verlangen steigt bei guter Laune, nicht nur bei Frust
Redaktion
,
Würzburg - Süßigkeiten sind keineswegs immer Frustfutter.
Bei Experimenten von Psychologen der Universität Würzburg
entwickelten die Versuchspersonen vielmehr genau dann mehr Appetit
auf Süßes, wenn sie besonders guter Laune waren. Die Wissenschafter
hatten den Probanden verschiedene Filmausschnitte gezeigt, um
bestimmte Emotionen zu wecken. Anschließend untersuchten sie das
Essverhalten der Teilnehmer.
Eine Szene aus der Komödie "Harry und Sally", bei der die
Hauptdarstellerin in einem gut besuchten Restaurant einen Orgasmus
nachspielt, sollte für Heiterkeit sorgen. Mit einem Ausschnitt aus
dem Boxerfilm "The Champ" wurde dagegen Trauer erzeugt: Ein kleiner
Bub erlebt den Tod seines Vaters mit, der in einem Boxkampf schwer
verletzt wurde.
Nach den Filmen mussten die Versuchspersonen Schokolade essen und
Wohlgeschmack und Wirkung beschreiben. Sie wurden gefragt, wie es um
den Wunsch nach mehr Süßem steht oder wie ihr Hungergefühl vor und
nach den Filmsequenzen war. Sogar das Kauverhalten wurde für spätere
Analysen mit Video aufgezeichnet.
Verlangen und Geschmack
Tatsächlich zeigte sich, dass die Schokolade bei trauriger
Stimmung weniger gut schmeckte. Und auch das Verlangen nach noch mehr
Naschwerk fiel geringer aus als in fröhlicher Stimmung.
Das Würzburger Experiment ist Teil von Untersuchungen über die
Auswirkungen von Emotionen auf das Essverhalten. "Dieses Gebiet ist
von den Grundlagen her so gut wie nicht erforscht. Oft wurden nur
klinisch bedeutsame Aspekte hinterfragt, etwa im Zusammenhang mit
Essstörungen", betonte der Psychologe Michael Macht.
So sei zwar bekannt, dass Ärger als Auslöser von so genannten
Essanfällen eine wesentliche Rolle spiele: Die Patienten stopften
unkontrolliert Nahrung in sich hinein, bis sie nicht mehr könnten.
Dagegen gebe es über die Auswirkung von Ärger auf das Essverhalten
gesunder Menschen nur eine einzige Studie, die an der Uni Würzburg
gemacht worden sei, sagt Macht.
(APA/AP)
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