Unternehmen
Postbahn-Bus: "Nichts ist fix"
Verzögerung von bis zu einem Jahr denkbar - Postbus will Immobilien verkaufen
Wien - Die Übertragung des Österreichischen Postbusses an
die ÖBB verzögert sich. Ein Vertrag ist zwar bereits Anfang des
Vormonats unterzeichnet worden, die Gerichte müssen dem Deal aber
erst zustimmen. Eine endgültige Entscheidung kann es nach
Einschätzung des Postbusses frühestens im Februar, wahrscheinlich
aber erst in rund einem Jahr geben. Der Postbus setzt unterdessen
seine Restrukturierung fort: Unter anderem werden allein heuer 140
neue Busse angeschafft, Immobilien verkauft und noch rund 100
Mitarbeiter abgebaut. Bis 2004 will das Unternehmen nach wie vor
Gewinne schreiben. Für Postbus-Chefin Wilhemine Goldmann ist derzeit "nichts fix".
"Wir warten ab und tuen so weiter wie bisher", sagte Goldmann am
Freitag vor Journalisten. Gericht prüft
Derzeit prüft der Oberste Gerichtshof (OGH), ob die Übertragung
eine Fusion im Sinne des Kartellrechts ist oder nicht. Eine
Entscheidung wird bis Februar erwarten. Sollte der OGH in der
Übertragung keinen Zusammenschluss sehen, geht der Deal über die
Bühne. Sieht das Gericht hingegen eine Fusion, muss diese beim
Kartellgericht angemeldet werden. Dann dürfte es nach Einschätzung
des Postbusses noch ein Jahr dauern, bis eine Entscheidung fällt. Der Ausgang ist dann völlig offen. Selbst ein Verbot des Deals ist
nicht ausgeschlossen. Bisher habe das österreichische Kartellgericht
zwar noch nie einen Deal zur Gänze untersagt, aber "wer weiß, wie es
im Nahverkehr sein wird", meint Goldmann. Sollte das Verfahren
tatsächlich länger dauern als bis September 2003, hat außerdem auch
die ÖBB ein Rücktrittsrecht.
Teilprivatisierung offen
Völlig offen ist auch, ob es zu der von der blau-schwarzen
Regierung verlangten Teilprivatisierung von einem Drittel des
Postbusses kommen wird. Mittlerweile haben 219 Firmen - darunter
übrigens auch der Postbus selbst - in der Wirtschaftskammer ihr
Interesse am Postbus deponiert. Weil die Prozesskosten immer höher
werden, hat die Kammer die Interessen aufgefordert sich an den
Prozesskosten zu beteiligen, allerdings ohne Garantie, dass sie auch
wirklich ein Postbusstück bekommen. Sollte es zu einem Farbenwechsel
in der Regierung kommen, kann sich Postbus-Chefin Goldmann jedenfalls
"schwer vorstellen, dass die gleiche Linie fortgesetzt wird".
Vorerst keine weitere Streiks in Sicht
Die Belegschaft hat sich laut Goldmann
mittlerweile "daran gewöhnt, dass nichts fix ist". Weitere Streiks
seien seit Ausruf der Neuwahlen heuer nicht mehr in Sicht. Vor dem
Sommer hatten die Mitarbeiter des Postbusses aus Protest gegen die
geplante Teilprivatisierung bereits drei Tage lang die Arbeit
niedergelegt.
Immobilienverwertung
Für das Unternehmen heißt das laut Goldmann das jetzt "business as
usual". "Die Restrukturierung wird auf ausdrücklichen Wunsch des
Aufsichtsrats und des Noch-Eigentümers ÖIAG weitergeführt", so die
Postbus-Chefin. Kern der
Restrukturierung ist laut der Postbus-Chefin die Verwertung von
Immobilien. Davon werde es abhängen, ob man 2004 tatsächlich Gewinne
schreiben werde oder nicht.
Gleichzeitig will die Postbus-Chefin noch weitere 100 der
verbliebenen 2.896 Mitarbeiter (Stand 30. August 2002) abbauen. 300
Stellen hat das Unternehmen bereits gestrichen. Derzeit stockt der
Personalabbau aber. Überkapazitäten im Werkstättenbereich begegnet
der Postbus nun, indem Mechaniker in Stoßzeiten nun auch als Lenker
eingesetzt werden. Im heurigen Jahr wird der Postbus die angepeilte Ergebnisziele -
nicht zuletzt wegen Sonderkosten für die Streiks - nicht erreichen.
"2003 hoffen wir aber, dass wir wieder auf Kurs sind", so Goldmann. (APA)