Ig-Nobelpreise 2002 verliehen Auszeichnungen für Erforschung liebeshungriger Sträuße und Hodenasymmetrien London (pte, 4. Okt 2002 10:21) - Die Antinobelpreise 2002 (Ig-Nobelpreis) http://www.improbable.com/ig/ig-top.html stehen fest. Die Preise für besonders unehrenhafte wissenschaftliche Leistungen, die nicht zu wiederholen sind bzw. nicht wiederholt werden sollten, wurden gestern, Donnerstag, vom Humormagazin "Annals of Improbable Research" in den Räumlichkeiten der Harvard University verliehen. Ausgezeichnet wurde u.a. die Erforschung, warum verliebte Sträuße in der Aufzucht versagen, ein japanischer Hundegebell-Übersetzer, die Arbeiten an der Hoden-Asymmetrie bei Männern und in der Bildhauerei, berichtet das Fachblatt New Scientist http://www.newscientist.com heute, Freitag. Alles andere als lustig war laut den Ig-Preisträgern die Nachforschung, warum das Federvieh einer britischen Straußfarm keine Jungen hatte. "Man würde nicht mit einem liebeshungrigen Strauß in einem Stall stehen wollen, denn wenn das Tier versucht, auf einen steigen zu wollen, gerät man in ernsthafte Schwierigkeiten", erklärte Charles Paton von der University of St. Andrews, einer der Ig-Nobelpreisträger für Biologie. Die meisten Vögel wurden vom Menschen aufgezogen. Paxton vermutet, dass sich Sträuße daher bei der Werbung des Partner mit Menschen identifizieren. Allerdings konnte dies nicht mehr weiter untersucht werden, da die britische Straußindustrie vorher zusammenbrach. Chris McManus vom University College London erhielt den Ig-Nobelpreis für Medizin für die Lösung eines Langzeit-Themas: Die Hodenasymmetrie bei Männern und bei antiken Skulpturen. McManus untersuchte 107 anatomisch korrekte männliche Statuen. Dies vor dem Hintergrund, dass ein Kunsthistoriker im 18. Jahrhundert behauptete: Bei Statuen ist der linke Hoden immer größer als in der Natur. McManus musste dem Historiker in dem Fall Recht geben, dass bei den meisten Statuen tatsächlich der linke Hoden größer ist. Falsch liege der Historiker im natürlichen Fall: Bei Männern ist gewöhnlich der rechte Hoden größer. Kannoth Sreekumar von der Kerala Agricultural University in Indien erhielt den Ig-Nobelpreis für Mathematik. Er schätzte die Gesamtoberfläche bei indischen Elefanten. Den Ig-Nobelpreis für Physik erhielt Arnd Leike von der Universität München. Er bewies, dass die Bierkrone einem exponenziellen Zerfallsgesetz folgt. Ig-Nobelpreise für Hunde-Übersetzer und Nabel-Flusen-Erforschung Auszeichnungen für "Forschungen, die nicht wiederholt werden können oder besser nicht wiederholt werden sollten" (Von Harald Michaelis/dpa) Boston (dpa) - Während die internationale Forschergemeinde noch der Nobelpreis-Bekanntgabe in der kommenden Woche entgegenfiebert, sind die ersten der edlen Auszeichnungen bereits vergeben. Im alten Sanders-Theaters der amerikanischen Harvard-Universität in Boston wurden am Donnerstagabend in einer Zeremonie, die zwar nicht die Feierlichkeit, aber sicherlich den Spaß der wirklichen Nobelvergabe übertraf, die Ig-Nobelpreise vergeben. Das sind Auszeichnungen für "Forschungen, die nicht wiederholt werden können oder besser nicht wiederholt werden sollten". Die Preisträger hatten die Ansammlung von Flusen im Bauchnabel untersucht oder die Zerfallsgeschwindigkeit des Bierschaums berechnet. Zum zwölften Male hatten die Juroren der amerikanischen Zeitschrift "Annals of Improbable Research" diese und weitere wahre Perlen des Forschereifers aus der Flut der seriösen wissenschaftlichen Journale gefischt. Ein Höhepunkt der Preisvergabe war, ganz wie bei den "richtigen" Nobelpreisen, die Vergabe des Friedenspreises. In diesem Jahr richteten die Juroren ihr Auge auf das Konfliktfeld zwischen Mensch und Tier. Der Preis ging für "die Förderung der Verständigung zwischen den Spezies" an japanische Forscher, die das Computerprogramm "Bow-Lingual" entwickelten. Es übersetzt das Bellen der Hunde simultan in einfache Sprache. Das Forschungen vom tierischen Umfeld beeinflusst werden, zeigte auch der diesjährige Mathematik-Preis für zwei indische Forscher, die sich bemühten, die genaue Oberfläche einheimischer Elefanten zu bestimmen. Im Fachgebiet Biologie wurde eine britische Forschergruppe ausgezeichnet, die das Balzverhalten von Straußen gegenüber ihren Betreuern auf britischen Straußenfarmen untersucht hatte. Das den Forschern auch Menschliches nicht fremd ist, zeigt der Preis für Medizin - er ging an Chris McManus vom University College in London für seine schon 1976 in der Zeitschrift "Nature" veröffentlichte Untersuchung über die Asymmetrie von Hoden, beim Mann. Ein wenig höher setzte dagegen Karl Kruszelnicki von der Universität Sydney an. Seine Forschungen brachten Licht in ein altes Menschheitsproblem: Warum, wie, bei wem und wie stark sammeln sich eigentlich Flusen im Bauchnabel? Die umfassende und praxisnahe Erörterung erhielt den Preis für interdisziplinäre Forschung. Viele preisgekrönte Anstrengungen zielten unmittelbar auf die Praxis: so wurde der Preis für Chemie für die Konstruktion einer Periodentafel der Elemente vergeben, auf die man auch Bier und Cracker abstellen kann. Der deutsche Physiker Arnd Leike von der Universität München ging einen Schritt weiter: Für seine im Jänner im "European Journal of Physics" veröffentlichte Demonstration des exponentiellen Zerfalls am Beispiel des Bierschaums erhielt er den Ig-Nobelpreis für Physik. Wichtig scheint auch die Forschung einer internationalen Ökonomen- Gruppe zu sein, die die Anwendung imaginärer Zahlen der Mathematik auf die Geschäftswelt überprüfte - gerade angesichts imaginärer Geschäftsberichte amerikanischer Großunternehmen eine überfällige Wissenschaft, für die der Ig-Nobelpreis für Wirtschaft vergeben wurde. Das englische Wort "ignoble" bedeutet zwar in etwa "niedrig" oder "schändlich". Dennoch ist diese Verleihung keine Schande. Jedes Jahr kommen fast alle Geehrten zur Verleihung nach Boston und sie erhalten ihre Preise dort auch von echten Nobelpreisträgern. In diesem Jahr waren dies unter anderem die Chemiker Dudley Herschbach (Preis 1986) und William Lipscomb (1976) sowie der Medizin-Nobelpreisträger von 1993, Richard Roberts.