London - Die britische Öffentlichkeit erwartet mit
Spannung das Gefängnis-Tagebuch des inhaftierten Bestseller-Autors
Lord Jeffrey Archer (62). Die Aufzeichnungen des wegen Meineids
einsitzenden früheren konservativen Spitzenpolitikers geben nach
einem Bericht der "Daily Mail" (Samstagsausgabe) einen "bedrückenden
Einblick" in das Innenleben überfüllter britischer Gefängnisse. Die
"Mail" will ab diesem Montag im Vorabdruck Auszüge aus Archers Buch
"A Prison Diary - Belmarsh: Hell" ("Ein Gefängnistagebuch - Belmarsh:
Die Hölle") veröffentlichen.
Archer beschreibt darin seine Haft im Londoner Hochsicherheits-
Gefängnis Belmarsh, wo er nach seiner Verurteilung im Juli
vergangenen Jahres mehrere Monate einsaß. Posträuber Ronnie Biggs,
aber auch Drogenbosse, Mörder und Sexualverbrecher waren seine
Mitgefangenen. Archers Geschichten über Mithäftlinge und über
"Drogen, Schlägereien und Einschüchterung" hinter Gefängnismauern
dürften nach der Einschätzung von "Daily Mail" für Regierung und
Gefängnisbehörden höchst peinlich werden. Der Schriftsteller und
Multimillionär habe den Großteil seines von Hand geschriebenen
Manuskripts an den Gefängnis-Zensoren vorbeigeschmuggelt.
Wahrlich offener Vollzug
Archer hatte erst vor zwei Wochen von sich Reden gemacht, weil er
im offenen Vollzug ohne Erlaubnis auf einer Champagner-Party von
politischen Freunden aufgetaucht war. Der prominente Häftling wurde
daraufhin wieder in eine geschlossene Haftanstalt gesteckt. Archer
war im Juli 2001 wegen Meineids zu vier Jahren Haft verurteilt
worden. Er hatte in den 80er Jahren mit Erfolg eine Zeitung verklagt,
die berichtet hatte, er habe sich mit einer Prostituierten getroffen.
Ein Freund hatte ihm ein Alibi gegeben. Doch vor zwei Jahren gab
dieser Freund zu, auf Archers Drängen hin gelogen zu haben.
Der erste Band von Archers Chronik über die ersten 21 Tage seiner
Haft soll am kommenden Donnerstag herauskommen. Der Verlag McMillan
rechnet allein bis Weihnachten mit Einnahmen von 3,75 Millionen Pfund
(sechs Millionen Euro).
(APA/dpa)