Wirtschaft
Jetzt Reparatur-Verhandlungen zu Aktienquote
Den Anbietern sind 60 Prozent Aktienanteil zu hoch
Wien - Finanzstaatssekretär Alfred Finz (V) hat am Mittwoch
bestätigt, dass noch an einer Änderung des bisher beschlossenen
Modells zur "Zukunftsvorsorge" gearbeitet wird, das ab Anfang 2003
auf den Markt kommen soll. Dabei geht es um den von den potenziellen
Anbietern als zu hoch gegriffenen Anteil von mindestens 60 Prozent,
die in Aktien primär aus Österreich investiert werden müssen. Finz
betonte, dass es bei dem prämiengestützten Pensionsvorsorgemodell um
die "Dritte Säule" des Pensionssystems gehe, aber auch um die
Förderung des österreichischen Kapitalmarkts. Auf welche Quote der
verpflichtend zu investierende Aktienanteil sinken soll, wollte Finz
noch nicht sagen. Das Parlament hatte in seinen letzten Sitzungen vor der
vorzeitigen Beendigung der Legislaturperiode beschlossen, dass in
Anlehnung an das Bausparen der Staat 180 Euro Prämie sponsert, wenn
1.800 Euro in einen Fonds eingezahlt werden, der verpflichtend zu 60
Prozent in Aktien österreichischer, griechischer oder portugiesischer
Aktientitel investiert wird. Dazu muss der Fondsanbieter eine
Kapitalgarantie abgeben.
Höchstens 40 Prozent Aktien
Finanzexperten aus mehreren Banken, Fonds und Assekuranzen hatten
bereits vor Wochen argumentiert, dass mehr als 40 Prozent Aktien in
diesem Produkt nicht enthalten sein könnten, sonst sei keine
Kapitalgarantie möglich.
Finz verwies heute darauf, dass bei den ersten Verhandlungen um
das vom Kapitalmarktbeauftragten Richard Schenz erarbeitete neue
Produkt ursprünglich sogar von 80 Prozent Aktien die Rede gewesen
sei, geeinigt habe man sich dann auf 60 Prozent.
Keine Begrenzung auf östereichische Aktien
Die vom Parlament beschlossene Veranlagung der Beiträge zum neuen
Vorsorgemodell lautet bisher konkret, dass "mindestens" im Ausmaß von
60 Prozent in Aktien veranlagt werden muss, die an einer in einem
Mitgliedsstaat des EWR gelegenen Börse "erstzugelassen" sind und in
Österreich angeboten werden. Der Anteil der Börsekapitalisierung der
in diesem Mitgliedsstaat erstzugelassen Aktien darf dabei 30 Prozent
des BIP dieses Mitgliedstaates nicht übersteigen. Im EWR erfüllen nur
Österreich, Griechenland und Portugal dieses Kriterium. Eine
Begrenzung auf "österreichische Aktien", wie sie bei Vorlage der
Urfassung erklärt worden war, hätte in den Augen der EU eine
Diskriminierung dargestellt. An dieser geltenden Definition soll sich
bei einer allfälligen Änderung der "Quote" nichts ändern, hieß es
heute.
RLB Oberösterreich startet mit Jänner 2003
Die Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich hat bereits
angekündigt, die Zukunftsvorsorge ab 1. Jänner 2003 anbieten zu
wollen. RLB OÖ-Chef Ludwig Scharinger hatte für sein Haus erklärt,
die Kapitalgarantie bei der neuen Zukunftsvorsorge sei angesichts der
bisherigen Entwicklung der Kapitalmarktrenditen "ohne weiteres
darstellbar". "Wenn das kein interessantes Produkt wird, müsste ich
meine bankgewerbliche Befähigung zurücklegen", meinte Scharinger vor
wenigen Tagen. Als notwendig bezeichnete Scharinger allerdings die
Zwischenschaltung von Fonds, um die jährlichen
Performance-Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren auszugleichen.
Wie am Mittwoch von Experten des Finanzministeriums verlautete,
werden im Zusammenhang mit dem neuen Vorsorgemodell auch noch
Änderungen im Versicherungsrecht erforderlich. Die Versicherungen
"müssen mehr in Aktien veranlagen dürfen".(APA)