Wiener Flaktürme sollen Mahnmal-Charakter behalten
Studie lehnt große Umbauprojekte ab - Schicker gegen Aufbauten im Augarten und Eventflächen im Esterhazypark
Redaktion
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Der Flakturm im Esterhazypark
Wien - Die Wiener Flaktürme sollen trotz neuer Nutzungen
ihren Charakter als Kriegsmahnmal behalten und in ihrem äußeren
Erscheinungsbild möglichst wenig verändert wurden. Das ist das
Ergebnis einer Studie über die sechs Stahlbeton-Bunker, die im
Auftrag der Stadt Wien vom Architekturbüro Bernstein Pieler erstellt
wurde. Planungsstadtrat Rudolf Schicker (S) sieht das ähnlich:
Aufbauten auf den Türmen im Augarten würden von der Stadt abgelehnt,
sagte er am Donnerstagabend bei der Studienpräsentation.
Auch die umstrittenen Pläne für Eventflächen auf dem Flakturm im
Esterhazypark würden nicht realisiert, betonte Schicker. Er will das
Flakturm-Dach statt dessen dem "Haus des Meeres" für
Ausstellungsflächen und ein Cafe zur Verfügung stellen. Die
Arcotel-Gruppe, die für den Turm eine aufrechte Baubewilligung
besitzt, werde ein Ersatzgrundstück in der Nähe ihres Hotels
"Wimberger" am Neubaugürtel erhalten, so der Stadtrat. Dort weiß man
allerdings nichts davon: Es gebe keine Einigung mit der Stadt, man
werde daher demnächst die Baustelle einrichten, sagte
Arcotel-Sprecher Gerald Grossbauer auf APA-Anfrage.
Auf Konfrontation geht Schicker auch bei den Flaktürmen im
Augarten. Er habe zwar nichts gegen die geplante Nutzung als
Datenspeicher, alle weiteren geplanten Zu- und Aufbauten müssten aber
außerhalb des Parks errichtet werden. "Für Aufbauten am Dach wäre
eine Hochhaus-Widmung notwendig. Die wird es nicht geben", so der
Stadtrat, der für einen sensiblen Umgang mit den Kriegsrelikten
plädierte.
Spekulationen über eine Nutzung eines der Flaktürme als "Haus der
Geschichte" wird in der Studie eine Absage erteilt. "Dem aus diesen
Vorstellungen erwachsenden Nutzungs- und Anforderungsspektrum kann
ein Flakturm baulich/rechtlich nicht entsprechen, ohne auch im
äußeren Erscheinungsbild (...) starke Veränderungen hinnehmen zu
müssen", heißt es. In Frage käme dafür ohnehin nur der zweite Turm im
Arenbergpark, der sich als Einziger im Besitz der Stadt und nicht des
Bundes befindet. Laut Schicker soll dieser aber nicht umgebaut
werden, weil er durch das jahrelange Eindringen von Feuchtigkeit nur
sehr schwer nutzbar wäre.
Die sechs Wiener Flaktürme wurden in den Jahren 1943/44 nach
Plänen des Berliner Architekten Friedrich Tamms großteils von
Zwangsarbeitern errichtet. Die Türme wurden paarweise gebaut: Auf dem
Gefechtsturm befanden sich die Flugabwehrgeschütze, auf dem Leitturm
waren Radar-, Rechen- und Scheinwerfereinrichtungen untergebracht.
Zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung war ihr militärischer Wert bereits
fraglich, umso mehr gewannen sie als Luftschutzbauten an Bedeutung.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begannen die Überlegungen für
neue Nutzungen der Türme. Auffällig ist dabei ein Entwurf aus den
frühen sechziger Jahren: Die Architekten Friedrich Kurrent und
Johannes Spalt wollten damals auf den Flakturm im Esterhazypark ein
Hochhaus aufsetzen. Heute sind die beiden Architekten als vehemente
Gegner der Hochhäuser in Wien-Mitte bekannt. (APA)
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