Wien - Mit kritischen Worten gegen österreichischen, aber auch tschechischen Populismus im Vorfeld der EU-Erweiterung wartete am Samstag der Generaldirektor der Erste Bank, Andreas Treichl, auf. Treichl verurteilte, dass aus dem "Paket Temelin und Benes-Dekrete" in der Bevölkerung in Österreich negative Emotionen gegenüber der tschechischen Bevölkerung geweckt würden. In Prag besitzt die Erste Bank die knapp 12.000 Mitarbeiter zählende Großsparkasse Ceska Sporitelna (CS). Und hier stelle man Verärgerung fest. In der ORF-Radio-Reihe "Im Journal zu Gast" wurde Treichl heute befragt, ob er im Bankgeschäft in Tschechien Missstimmung bemerke. Von konkreter Missstimmung wollte Treichl zwar nicht sprechen, zumal die Kontakte so gut seien, "dass die Politik das Gott sein Dank nicht zerstörten kann". Allerdings bestehe "Verärgerung". Und zwar auf beiden Seiten, über einzelne Personen. Gerade im Zusammenhang mit Benes und Temelin erwartet Treichl in der Wahlkampfzeit noch weiteren politischen Lärm und "aufhetzerisches Geschrei. Nach der Wahl ist hoffentlich Ruhe". Acht der 10 Mill. Kunden der Erste/Sparkassen-Gruppe wohnten in den jetzigen EU-Erweiterungsstaaten. Treichl erwartet aus der EU-Osterweiterung einen massiven Wachstumsschub in der gesamten Region. Die Länder müssten aber als gleichberechtigte Partner zusammen rücken. Die Sorgen in den österreichischen Grenzregionen bezüglich zusätzlicher billiger Arbeitskräfte sieht Treichl größtenteils unbegründet. Zum einen seien im Vorfeld der Osterweiterung in Österreich 40.000 neue Stellen geschaffen worden. Und zum anderen sei die Mobilität auch in den Erweiterungsländern "wesentlich geringer" als es sich einige Politiker wünschen würden, um damit Anti-Stimmung zu machen. Dass die Zustimmungsraten zur EU-Erweiterung anders als in Ungarn und im Burgenland in Tschechien, Oberösterreich und Niederösterreich auffallend gering sind, führt Treichl darauf zurück, dass in und zwischen den beiden Nachbarländern im Osten, also Burgenland und Ungarn, keine politische Polemik gepflegt worden sei. Dagegen sei in Niederösterreich und Oberösterreich auch seitens der Politik viel versucht worden, um Menschen auseinander zu bringen. Diese Art von Emotionalisierung nannte Treichl "unverantwortlich".(APA)