Belgrad - Vom 14. bis 20. Oktober wird in Serbien eine erste Erinnerungswoche an den Kladovo-Transport abgehalten, bei dem auf dem Boden Serbiens in den Jahren 1941 und 1942 insgesamt 1.051 Juden, mehrheitlich aus Österreich, von deutschen Okkupationstruppen getötet worden waren. Zur Gedenkwoche werden laut der Belgrader Tageszeitung "Politika" auch 15 Überlebende des tragischen Transportes, mehrheitlich aus Israel, erwartet. Auf dem Programm stehen Besuche in Ortschaften, die vor gut 60 Jahren Schauplätze des Martyriums ihrer Leidensgenossen waren. Das Programm der Gedenkwoche wurde unter Mitarbeit des Bundes der jüdischen Kommunen Jugoslawiens, des Jüdischen Museums in Belgrad, sowie der österreichischen und der deutschen Botschaft in Jugoslawien zusammengestellt. In der ostserbischen Donau-Stadt Kladovo soll aus diesem Anlass auch ein Denkmal für die Opfer des Transportes enthüllt werden. Im Herbst 1939 machten sich 1244 österreichische Juden mit dem Donau-Schiff "Saturnus" auf die Flucht nach Palästina. In Bezdan, an der jugoslawisch-ungarischen Grenze waren Flüchtlinge von drei jugoslawischen Schiffen - "Kaiser Dusan", "Zar Nikola II." und "Königin Maria" - aufgenommen worden. Laut Plan sollten jugoslawische Schiffe die Flüchtlinge bis zum rumänischen Schwarzmeerhafen Sulina bringen. Von dort sollte die Reise mit einem panamesischen Schiff bis nach Palästina weitergehen. In Kladovo, an der jugoslawisch-rumänischen Staatsgrenze, wurde der Transport aufgehalten. Das panamesische Schiff, das die Flüchtlinge in Sulina aufnehmen sollte, hatte eine Panne, ein anderes Schiff war nicht aufzutreiben, Rumänien wollte andererseits den Flüchtlingen keine Einreise gewähren. Zwischen Dezember 1939 und August 1940 hofften die Flüchtlinge, die eine Notunterkunft auf einem Donau-Schlepper in Kladovo gefunden hatten, auf die Weiterreise zum Schwarzen Meer. Die Präsenz deutscher Truppen in Rumänien und Bulgarien hatte im Sommer 1940 die Hoffnungen zerstört. Drei mit Flüchtlingen beladene Kähne kehrten im August donauaufwärts bis nach Belgrad. Von dort an ging es an der Sawe weiter bis nach Sabac, der Kleinstadt etwa 85 Kilometer westlich der jugoslawischen Hauptstadt, weiter. Jüdische Flüchtlinge waren in Sabac in einer Industriemühle untergebracht worden. Dem Bund der jüdischen Kommunen Jugoslawiens war es im Februar 1941 gelungen, den Transport von 250 Kinder aus dem Kladovo-Konvoi über den griechischen Hafenstadt Saloniki nach Palästina in die Wege zu leiten. Die Zurückgebliebenen erlebten ihr tragisches Ende nach der deutschen Besetzung Jugoslawiens. Etwa 700 Juden waren in der Ortschaft Zasavica bei Sabac im Oktober 1941 erschossen worden. Die restlichen rund 300 jüdischen Flüchtlinge aus Österreich, mehrheitlich Frauen und Kinder, waren im Jänner 1942 in das KZ-Lager Sajmiste am Neu-Belgrader Sawe-Ufer gebracht, wo sie in den darauf folgenden Monaten bis Mai desselben Jahres in den Gaskammern umgebracht worden waren. Sajmiste, das Vorkriegsmessegelände, war auch für etliche jüdische Einwohner Belgrads Endstation. (APA)