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Rom - Italiens Sport droht ein Dopingskandal ungeahnten Ausmaßes. Nach Angaben der Mailänder Gazzetta dello Sport wurden bei Durchsuchungen von Büros des italienischen Fußballverbandes (FIGC) und des Nationalen Olympischen Komitees (Coni) Dopingproben von Profispielern beschlagnahmt, die nicht dem Regelwerk entsprechend behandelt worden sein sollen und deshalb für Analysen unbrauchbar waren.

Zu den betroffenen Klubs sollen auch die Erstligisten Como Calcio und FC Modena zählen. Die Polizei vermutet, dass eine hohe Anzahl der Proben bewusst falsch verpackt worden sei, um damit Kontrollen hinfällig zu machen. Die Unregelmäßigkeiten riefen nun den Florentiner Staatsanwalt Luigi Bocciolini auf den Plan, der im vergangenen Jahr mit seinen Antidopingermittlungen rund um den Giro d'Italia für Aufregung gesorgt hatte. Bocciolini will in den nächsten Tagen die Ärzte vorladen, die für die Antidopingtests von FIGC und Coni zuständig sind. Auch eine Vernehmung der Spieler, die aufgrund der schlampigen Prozeduren die Kontrollen umgehen konnten, ist nicht auszuschließen.

Die Ermittler vermuten Verbindungen zwischen den fehlerhaften Kontrollen in Rom und einem Dopingskandal, der im vergangenen März den damaligen Serie-B-Tabellenführer Empoli erschüttert hatte. Die Spitze des toskanischen Klubs habe unter anderem versucht, zwei Spieler zu ersetzen, die Antidopingkontrollen unterzogen werden mussten. Der Verband beließ es bei dem Hinauswurf des Klubarztes Francesco Ammannati, der für vier Jahre nicht mehr im Sport arbeiten darf, sowie einer Strafe in Höhe von 60.000 Euro.

Danach wurde beobachtet, dass die Zahl der Fehler bei der Behandlung der Proben in Rom unverhältnismäßig hoch anstieg. Der tschechische Trainer des Zweitligisten Salernitana, Zdenek Zeman, der 1998 schon vor den Gefahren des Dopings im italienischen Fußball gewarnt hatte, forderte die Ermittler auf, hartnäckig zu bleiben. "Sogar Kinder dopen sich. Es gibt keine heile Welt mehr." (red)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 14.10. 2002)