Durch das Kirch-Desaster fällt der BAWAG/P.S.K. - drittgrößte Bank in Österreich - als bisheriger Pfandgläubiger eines Premiere-Kredits eine neue Medienbeteiligung zu, was in der Bank selbst jedoch nur als äußerst kurzzeitige Maßnahme in der Sanierungsphase gilt. Die BAWAG ist Teil des Gläubigerbankenkonsortiums beim deutschen Pay-TV-Sender Premiere und wird dem Konzept der bayerischen Konsortialführer entsprechend in einem Debt Equity Swap ihren - mittlerweile voll wertberichtigten - Kredit an den Bezahlsender ebenfalls in Eigenkapitalanteile wandeln, wie BAWAG-Chef Helmut Elsner am Donnerstag  sagte.

Laut "Format" werden die deutschen Großbanken Bayerische Landesbank (BayernLB) und HypoVereinsbank (HVB) und die österreichische BAWAG ihr Obligo in Anteile an Premiere umwandeln. Von einem Einstieg in eine neue Medienbeteiligung könne dabei, so die Wiener Bank, keine Rede sein, ein Debt Equity Swap sei in einem Sanierungspaket eine international übliche Maßnahme,. "Man kann anders handeln, wenn man Eigentümer ist als wenn man nur Pfandgläubiger ist", meinte Elsner.

"Wir haben unser Premiere-Obligo komplett wertberichtigt", betonte Elsner heute. Und er erwarte, dass nach erfolgter Restrukturierungs- und Sanierungsarbeit und Assetverwertung "sogar etwas überbleibt." Anders als die deutschen Großbanken habe die BAWAG auch kein frisches Geld mehr nachgeschossen, so der Bankgeneraldirektor zur APA.

Offiziell beziffert die BAWAG/P.S.K. weder das Kreditvolumen noch das Ausmaß des künftig gehaltenen Eigenkapitalanteils in dem Pay-TV-Sender. Im "Format" ist davon die Rede, dass die österreichische Bank nach der Umwandlung mit rund 17 Prozent an Premiere beteiligt sein wird, entsprechend ihres Kredits von 127 Mill. Euro.

Elsner erklärte im vorab verbreiteten Format, dass die Bayerische Landesbank mit dem Konzept an ihn herangetreten sei, er sehe darin die Möglichkeit, die Situation von Premiere entscheidend zu verbessern. Wichtig sei für ihn vor allem, "dass wir unser Kreditengagement nicht ausweiten."

Die Bayerischen Landesbank - sie hält 46 Prozent an der BAWAG - hatte wie berichtet im Jahr 2000 eine Konsortialfinanzierung für KirchPayTV in der Höhe von 767 Mill. Euro organisiert . Die BAWAG, die unter Hinweis auf das Bankgeheimnis keine Kreditsumme nennt, war nach inoffiziellen Angaben mit einem Anteil von 127 Mill. Euro dabei. Als Sicherheit verpfändete Leo Kirch damals Premiere. Dieses Pfandrecht übt das Bankenkonsortium jetzt aus.

Laut Format soll die New Yorker Investmentbank Morgan Stanley einen Käufer für bis zu sechzig Prozent an Premiere finden. Unter den potentiellen Kaufinteressenten nennt das Magazin den Münchner ATV-Miteigentümer Herbert Kloiber und den australischen Medienmogul Rupert Murdoch. Ebenso interessierten sich zahlreiche Finanzinvestoren wie etwa Goldman Sachs, Warburg Pincus, Apax Partners und Permira für eine Beteiligung an Premiere. Innerhalb der nächsten 24 Monate will sich das Bankenkonsortium dann in Form eines Börsenganges oder eines Paketverkaufes von seinen restlichen Premiere-Anteilen trennen. (APA)