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Wien - Zehn bis zwölf Prozent der insgesamt mehr als 70.000 in der Kreditwirtschaft Beschäftigten werden die Silvesternacht 1999/2000 im Büro verbringen und für eine möglichst reibungslose Umstellung auf das kommende Jahrtausend sorgen. Auch die Bargeldversorgung und der bargeldlose Zahlungsverkehr sollen funktionieren. Die Bankomaten seien Y2k-tauglich, für ihre Nachfüllung stünden pro Filiale zwei Mitarbeiter am Umstellungswochenende bereit, betonte Europay Austria-Geschäftsführer Ewald Judt am Mittwoch vor Journalisten.

Geldausgabeautomaten dürften funktionieren

Nicht Y2k-taugliche Geldausgabeautomaten seien bereits in den Jahren 1993 und 1994 im Zuge der Umstellung auf die Chip-Technologie ausgetauscht, Software und Netzwerktechnologie ab 1999 angepasst worden. Umfangreiche Tests hätten ergeben, dass am Bankomat alle gängige Debit- und Kreditkarten funktionieren dürften. Getestet worden seien dabei sowohl ausländische Karten für heimische Automaten als auch österreichische Karten in ausländischen Schlüsselmärkten. Um wie viel mehr an Bargeld zum heurigen Jahreswechsel abgehoben werden könnte, lasse sich kaum abschätzen. Generell werde an Silvestertagen zwar mehr abgehoben als an "normalen Tagen", allerdings deutlich weniger als etwa an Einkaufssamstagen. Heuer werden an Österreichs Bankomaten voraussichtlich 160 Mrd. S abgehoben. Das Wachstum beim Bargeldbezug liege seit Mitte der 90er Jahre auf Grund des Vormarsches der POS-Terminals (Bankomatkassen) bei nur zwei bis drei Prozent jährlich. Über Bankomatkassen dürften heuer Zahlungen im Volumen von rund 76 Mrd. S gehen, das ist laut Judt gegenüber 1998 ein Plus von rund 50 Prozent. Die Nicht-Y2k-tauglichen Bankomatkassen wurden 1998 und 1999 sukzessive ausgetauscht. Von den insgesamt 28.000 in Österreich aufgestellten Geräten seien nur mehr rund 100 nicht millenniumstauglich. Dabei handle es sich aber fast ausschließlich um Geräte in Saisonbetrieben, die im Laufe des Dezember ausgetauscht werden sollen. Einer problemlosen bargeldlosen Zahlung stehe somit nichts mehr Wege. Für Visa Austria-Chef Helmut Nahlik kann bei Kreditkartenzahlungen in der Silvesternacht gar nichts schief gehen. Die Kreditkartenfirmen hätten 1996 mit den Umstellungsarbeiten begonnen. Die Softwareadaptionen seien in den Jahren 1997 und 1998 erfolgt, seit Mitte 1999 arbeite man nur mehr an Notfallsplänen. Sollte ein Terminal aber beispielsweise wegen Stromausfalls trotzdem nicht funktionieren, könnte der Kreditkartenbeleg schlimmstenfalls auch im Licht einer Kerze über den sogenannten "Hobel" gezogen werden. Österreichweit sind derzeit 25.000 Kreditkartenterminals in Betrieb.

Vorbereitungen auf Y2k-Tauglichkeit kosteten 3 Milliarden Schilling

Der Finanzdienstleistungssektor sei einer der größten Anwender von IT-Systemen. Man habe daher bereits 1996 mit den Vorbereitungen auf die Y2k-Umstellung begonnen, so der Syndikus der Sektion Kredit in der Wirtschaftskammer, Herbert Pichler. Die Schätzungen für die Aufwendungen gingen auf Vollkostenbasis bis zu drei Milliarden Schilling, davon entfalle rund ein Drittel auf Investitionskosten. Mehr als 100.000 Programme seien überprüft worden. Die bankeninternen Tests seien im Sommer 1999 abgeschlossen, jene mit externen Partnern zwischen April und September durchgeführt worden.

Es wird empfohlen "Zahlunsgverpflichtungen zeitgerecht zu beauftragen"

Empfohlen werde dennoch, alle Zahlungsverpflichtungen "zeitgerecht" zu beauftragen, die EDV-Kapazitäten seien angespannt. Mit dem Bankenschließtag am 31. Dezember habe man sich internationalen Entscheidungen angeschlossen. Österreichs Y2k-Vorbereitungen seien auch international anerkannt worden, betonte Pichler. Die private Global 2000 Co-ordinating Group habe mit Stand 21.9.1999 die österreichische Kreditwirtschaft in die beste Kategorie gereiht. Noch im April dieses Jahres sei eine deutliche Notwendigkeit zu Verbesserungen konstatiert worden. Für Pichler ist der Finanzplatz Österreich für die Y2k-Umstellung jedenfalls "gut gerüstet". (APA)