Telekom
Telecom Italia fährt Telekom Austria-Anteil in nächsten Wochen herunter
Dividende frühestens 2004 - "Geschäft läuft 2002 nach Plan" - Grundlegende Veränderung der Regulierungspolitik gefordert
Die Telecom Italia
(TI), die derzeit noch 29,8
Prozent an der börsenotierten
Telekom Austria
hält, wird ihren
Anteil am österreichischen Ex-Monopolisten noch heuer reduzieren. Die
Italiener würden "in den nächsten Wochen" bis zu 15 Prozent ihres
Anteils an der TA verkaufen, sagte TA-Generaldirektor Heinz Sundt auf der Gewinn-Messe.
Abmachungen
Über die Art und Weise der Anteilsreduktion würden derzeit
"intensive Gespräche" laufen. Dass das TI-Paket nicht "in einem
Schlag auf Null" reduziert werde, liege "in der Natur der Sache",
bemerkte Sundt. Grundsätzlich habe sich aber an der vor einem Jahr
geäußerten Absicht der TI, sich aus Österreich zurückzuziehen, bis
heute nichts geändert. Daher sei auf jeden Fall mit einer weiteren
Transaktion zu rechnen.
Erwartungen
Sundt geht weiter davon aus, dass nach dem schrittweisen Rückzug
des bisherigen italienischen Partners der bestehende "Overhang" an
Aktien im Markt reduziert werde und die Transaktion im Kurs der Aktie
reflektiert werde. Den ersten Schritt des Rückzugs aus Österreich
hatten die Italiener bereits Anfang Juni 2002 mit dem Verkauf ihres
Viertelpakets an der TA-Mobilfunktochter Mobilkom Austria gesetzt.
Divende erst ab 2004
Die TA-Aktionäre könnten indes erst 2004 für das Jahr 2003 mit
einer Dividende rechnen, bestätigte Sundt heute dementsprechende
frühere Ankündigungen. Die TA habe zwar die Absicht, 2004 eine
Dividende auszuzahlen, werde das aber "nicht unter Aufgabe von
strategischen Geschäftszielen tun".
Vorang
Wenn es interessante Akquisitionsmöglichkeiten im Ausland gebe,
werde man dieses Interesse nicht der Dividende unterordnen. Die TA
sei aber weiterhin entschlossen, eine maßvolle Akquisitionspolitik zu
fahren.
Geplante Zukäufe
Konkret wolle die TA im Mobilfunkbereich in Bosnien, Serbien und
Montenegro zukaufen, dort beobachte man derzeit die Märkte, so Sundt.
Im Festnetzbereich seien hingegen derzeit keine Akquisitionen
geplant.
Geschäftsentwicklung im Plan
Die Geschäftsentwicklung der Telekom Austria (TA) bewege sich im
laufenden Geschäftsjahr 2002 im Plan, sagte
Sundt weiter. Das dritte Quartal
2002 habe sich ähnlich den ersten beiden Quartalen entwickelt. Sundt
geht davon aus, dass das für 2002 angepeilte Ziel von 1,5 Milliarden Euro
beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA)
erreicht werden kann.
Wachstum
Die Telekom-Branche sieht Sundt weiterhin als "Wachstumsbranche".
Auch künftig würden Technologie- und Investitionsschübe passieren.
Die TA befinde sich angesichts ihres Wachstumskurses in einer
"soliden" Position.
Kritik
Kritik übte Sundt allerdings am bisherigen Regulierungskurs. Auf
Grund des Ziels des bisherigen Regulators, möglichst schnell
Wettbewerb in den Markt zu bringen, habe die TA keine Zeit gehabt,
sich auf den Wettbewerb vorzubereiten. Die TA sei gezwungen worden,
ihre Infrastruktur dem Mitbewerb zu nicht kostendeckenden Tarifen zur
Verfügung zu stellen und habe in Folge die Investitionen
zurückgenommen. Sollte der bisherige Regulierungskurs weitergeführt
werden, werde Österreich technologisch in einigen Jahren nicht mehr
unter den führenden Ländern sein.
Veränderungen gefordert
"Die Regulierungspolitik ist in ihrer Gesamtheit zu verändern",
wünscht sich Sundt in Hinblick auf die kürzlich erfolgte Neubesetzung
des obersten Telekom-Regulatorpostens. Auf den neuen
Telekom-Regulator und bisherigen Unternehmensberater Georg Serentschy
angesprochen, meinte Sundt, Serentschy sei ein "profunder Fachmann",
der "die Voraussetzungen dieses Jobs erfüllt". Er wehre sich aber
"entschieden dagegen, dass Serentschy ein Wunschkandidat der TA" sei,
wie in der Branche kolportiert. Er erwarte auch nicht, dass
Serentschy künftig als Anhängsel der TA funktionieren werden.
UMTS-Investitionen
Hinsichtlich der dritten Mobilfunkgeneration UMTS (Universal
Mobile Telecommunications System) wolle die TA möglichst früh auf den
Mark gehen, denn: "Jener wird am besten abschneiden, der UMTS am
frühesten implementiert", so Sundt. Allerdings sei UMTS nicht einfach
an den Konsumenten zu bringen, da die so genannte Killerapplikation
fehle. Die TA werde in den nächsten 10 Jahren 640 Millionen Euro in die
UMTS-Technolgie investieren. (APA)