Virtuelle Projektionswände schießen aus dem Studioboden.

Bilder von Fresszellen des Immunsystems flimmern über die Mattscheibe. Einmal mit, einmal ohne Schnupfenviren. Gesundheit! Und genauso schnell, wie man sich die Grippe eingefangen hat, ist der Spuk auch wieder vorbei. "Modern Times Gesundheit", das neue 14-tägige Sendeformat des ORF, ging erstmals Freitagnacht on air.

Was es sonst noch dazu zu sagen gibt? Der Dalai Lama ist in Graz, Josef Broukal moderiert nicht mehr, Elisabeth Vogel schon. Mag das eine oder andere davon schon genügend schmerzen, versetzte einem das neue Magazin noch einen Stich.

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Serviceorientiert, wie das Sendeformat sein soll,

stand alsdann auch "Schmerzbehandlung" im Vordergrund. Mit Akupunktur. Diese, aus der traditionellen chinesischen Medizin stammend, wurde wahrscheinlich deshalb vorgestellt, weil fast gleichzeitig fernöstliche Religionsvertreter in Graz das buddhistische Kalachakra feierten. Dass wenigstens irgendein aktueller Anlass das Thema rechtfertigt. Denn "das Neueste in der Medizin", das die ganz in ärztliches Weiß gekleidete Moderatorin Vogel gerne präsentiert hätte, ist die Nadelei ja nicht gerade. Das änderte auch ihr hilfesuchender Blick in den IBM-Laptop nicht, in den schon Broukal lugen musste, als "Gesundheit" noch zu "Modern Times" gehörte. Ja, ja, Sponsoring heißt Product Placement, da bleibt alles besser.

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Dass die Nadelstiche echt was bringen,

durfte Gerhard Litscher von der Grazer Uni nun auch im ORF sagen. Medial abgefeiert wurde sein aktuelles Beweisverfahren zwar schon 1998, als er dafür einen Preis der österreichischen Akupunkturgesellschaft erhalten hatten. Aber da gab's "Modern Times Gesundheit" halt noch nicht. Auch noch nicht im April 2000, als Constantin Széles vom Wiener AKH sein - für das Magazin nun ganz neues - tragbares Elektro-Akupunkturgerät fürs Ohr präsentiert hatte.

Saß man vor der Erstausstrahlung des Magazins auf Nadeln, ob die Programmreform denn auch hält, was sie verspricht, wusste man danach in puncto Aktualität: Alles bleibt besser. (fei/DER STANDARD, Printausgabe vom 21.10.2002)

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