Nach Schiffsunglück im Kaspischen Meer droht Ölpest
120 Quadratkilometer großer Ölteppich - Kaum noch Hoffnung auf Überlebende - Noch immer werden 40 Personen vermisst
Redaktion
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Baku - Einen Tag nach dem Untergang eines Frachtschiffs
im Kaspischen Meer droht dem Binnengewässer eine Ölpest. Mehrere
Spezialschiffe versuchten am Mittwoch, einen 120 Quadratkilometer
großen Ölteppich einzudämmen, wie die staatliche Schiffsgesellschaft
in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mitteilte.
Die "Mercury-2"
war mit 15 Bahnwaggons beladen, von denen jeder mit rund 60 Tonnen
Rohöl gefüllt war. Für 40 vermisste Besatzungsmitglieder und
Passagiere bestand derweil kaum noch Hoffnung auf Rettung.
Rettungskräfte hatten am Vortag neun Überlebende aus dem eiskalten
Wasser etwa 100 Kilometer östlich von Baku geborgen.
Schiff mit 51 Menschen an Bord gesunken
Die "Mercury" war am Dienstag mit mindestens 51 Menschen an Bord
auf der Fahrt nach Baku bei stürmischem Wetter gesunken. Der
Kaspischen Seeschifffahrts-Gesellschaft zufolge befanden sich 43
Besatzungsmitglieder und acht Passagiere an Bord. Unter den
Vermissten seien zwei Russen und zwei Kasachen; alle anderen seien
Aserbaidschaner. Die Regierung der früheren Sowjetrepublik
Aserbaidschan rief am Mittwoch zu einer Gedenkminute für die Opfer
auf.
15 blinde Pasagiere
Nach unbestätigten Angaben fuhren jedoch bis zu 15 blinde
Passagiere auf dem Frachter mit. Das war aus Kreisen der staatlichen
Schiffsgesellschaft zu erfahren. Besatzungsmitglieder lassen gegen
Bestechungsgelder häufig zusätzliche Passagiere an Bord. Zeugen
hatten zudem beobachtet, dass die 155 Meter lange und 18 Meter breite
"Mercury" beim Auslaufen aus dem Hafen der kasachischen Stadt Aktau
Schlagseite gehabt habe und nicht seetüchtig gewesen sei.
Suche nach Überlebenden
Die Rettungskräfte suchten weiter fieberhaft nach Überlebenden.
Insgesamt waren 15 Schiffe und sieben Hubschrauber im Einsatz. Die
Armee unterstützte die Suchaktion. Zwei Leichen wurden bislang
gefunden. Die Retter glaubten jedoch selbst nicht mehr daran, "nach
so langer Zeit" noch Überlebende zu finden, sagte ein
Speditionsmitarbeiter in Baku. Wartende Angehörige vor den Büros der
Schiffsgesellschaft in Baku beklagten, dass sie im Ungewissen
gelassen würden: "Warum kommen sie nicht raus und sagen, dass niemand
überlebt hat?", sagte eine Frau. Jeder wisse, dass keiner eine so
lange Zeit im Wasser überstehen könne.
Ölteppich
Fachleute des aserbaidschanischen Umweltministeriums beobachteten
unterdessen am Unglückort den Kampf gegen den Ölteppich. Ein
westlicher Öl-Experte bezeichnete die Tankwaggons als "rostige Kübel"
und widersprach ursprünglichen Angaben, dass die Tanks nicht
leckschlagen können. Sollte die Menge des auslaufenden Öls tausend
Tonnen übertreffen, müsste ausländische Hilfe angefordert werden,
hatte die Nachrichtenagentur Aserpress bereits am Dienstag einen
Vertreter der nationalen Erdölgesellschaft zitiert. (APA)
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