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Ex-Generalstabschef Janko Bobetko bei einer Militärparade 1995: Heute fürchtet der Herzkranke eine Entführung auf dem Weg ins Spital. Die Entführer könnten ihn dem Haager Tribunal überstellen.

Foto: REUTERS/Nikola Solic
Zagreb - Der kroatische Ministerpräsident Ivica Racan hat den vor dem UNO-Tribunal in Den Haag angeklagten früheren Generalstabschef Janko Bobetko (83) nicht davon überzeugen können, ins Spital zu gehen. Somit wird Racan Tribunalschefanklägerin Carla del Ponte erklären müssen, warum Kroatien Bobetko die Anklage noch nicht zugestellt hat. Dies ist die Voraussetzung für seine Auslieferung. Del Ponte wurde am Mittwochnachmittag in Zagreb zu einem Besuch erwartet. Zagreb will Zeit herausschinden Seit dem 19. September, als ihr die Anklage im Fall Bobetko zugestellt wurde, versuchte die Regierung in Zagreb auf Zeit zu spielen, zunächst mit Einsprüchen und dann unter Berufung auf den schlechten Gesundheitszustand des Generals. Am Dienstagabend gaben Bobetkos Ärzte bekannt, dass dessen Herzschrittmacher schlecht funktioniere und installierten daher ein neues Gerät in seiner Wohnung. Bobetko weigert sich aber hartnäckig gegen eine Behandlung im Krankenhaus, weil er fürchtet, entführt und dem Haager Tribunal überstellt zu werden. Schutz durch Kriegsveteranen Nach Angaben von Verwandten und Bobetko nahe stehenden Personen sind die Herzprobleme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers darauf zurückzuführen, dass die kroatische Regierung ihm die Anklage nun doch zustellen will. Kriegsveteranen haben sich schon um sein Haus gruppiert, um ihn zu beschützen. Gerüchten zufolge wollen sie Kontrollpunkte einrichten und jeden Versuch, ihn festnehmen zu lassen, unterbinden. Racan hat unterdessen bereits angekündigt, er wolle zurücktreten, wenn wegen des Falls Bobetko Sanktionen gegen Kroatien verhängt werden. Bobetko wird die Ermordnung von mindestens 100 Zivilisten während einer Militäraktion gegen serbische Aufständische im Jahr 1993 zur Last gelegt. Kritik an Anklage Bobetkos Der Vorsitzende der kroatischen Paneuropa-Bewegung, Mislav Jezic, hat unterdessen in einer Aussendung die Anklage Bobetkos kritisiert. Das UNO-Tribunal habe die Aktionen im Jahr 1993 in der Gegend von Medak als "ethnische Säuberung" bezeichnet, ohne zu erwähnen, dass von dort aus die Stadt Gospic monatelang bombardiert und die Bevölkerung bombardiert worden sei. Man könne sich fragen, warum das Gericht in Den Haag eher Leute wie General Bobetko verfolgt, die es verhindert hätten, dass Gospic zum zweiten Vukovar werde, "als jene, die für das Massaker und Zerstörung von Vukovar schuldig sind?" (APA)